Das von der jungen Salzburger Schauspielerin Sonja Zobel gegründete „Wolfgangseer Theater“ bespielte im August den Stadl beim Leopoldhof in Ried am Wolfgangsee. Nun ist die amüsante Verwechslungskomödie von Alan Ayckborn ins Kleine Theater nach Schallmoos übersiedelt und beweist dort, dass Sommertheater auch im Herbst bestens funktioniert.
Von Elisabeth Pichler
Eines Morgens findet der junge Gregor ein Paar fremde, „männliche“ Hausschuhe unter dem Bett seiner geliebten Ginny. Auch die vielen Blumensträuße, Bonbonieren und verdächtigen Telefonanrufe wecken seine Eifersucht. Er weiß zwar von seinem Vorgänger, einem 30 Jahre älteren „Sugar-Daddy“, doch ist diese Affäre wirklich vorbei? Er beschließt, Ginny heimlich zum Haus ihrer Eltern zu folgen und dort um ihre Hand anzuhalten. Dummerweise trifft er vor ihr ein und unterbreitet einem verblüfften, da kinderlosen Ehepaar seine Heiratsabsichten. Der Hausherr hält Gregor für den Liebhaber seiner Frau und ist einigermaßen erschüttert über die Unverfrorenheit des jungen Mannes. Als dieser auch noch behauptet, nicht der Erste gewesen zu sein, und von drei bis vier Vorgängern erzählt, ist er fassungslos. Das hätte er seiner Frau nicht zugetraut. Als schließlich auch noch Ginny auftaucht, beginnen die Missverständnisse zu eskalieren.
Ginny (Sonja Zobel) und Gregor (Stefan Wunder) sind zwar frisch verliebt, doch scheint es die junge Dame mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen, sie begnügt sich mit der halben. Mit den fatalen Folgen ihrer Lügengeschichten hat sie wohl nicht gerechnet. Auch das frustrierte ältere Ehepaar, Dodo und Philip (großartig Anita Köchl und Volker Wahl), gibt sich mit der halben Wahrheit zufrieden. Köstlich zu beobachten, wie die beiden versuchen, sich gegenseitig an einem Sonntagvormittag loszuwerden. Er will nicht auf den Golfplatz, sie nicht in die Kirche, da bleibt den beiden nichts anderes übrig, als einander anzugiften. Das ändert sich jedoch schlagartig als der junge Mann mit seinen Heiratsabsichten auftaucht.
Regisseurin Caroline Richards verpflanzt den englischen Verwechslungsklassiker, der Alan Ayckbourn 1965 den Durchbruch als erfolgreicher Dramatiker bescherte, an den idyllischen Wolfgangsee und setzt ihn mit viel Situationskomik in Szene. Ein amüsanter Theaterabend voll Verwechslungen, Missverständnissen und Irritationen, der mit bestem Dialogwitz unterhält.
„Halbe Wahrheiten“ Komödie von Alan Ayckbourn. Regie: Caroline Richards. Kostüme: Vasitti Magnus. Mit: Anita Köchl, Volker Wahl, Stefan Wunder, Sonja Zobel. Fotos: Christian Streili