Ressentimental Journey

Foto: Schauspielhaus Salzburg

Robert Pienz begrüßte das Publikum und kündigte eine etwas andere, aber umso aufregendere Art von Premiere an, denn dieses Theaterprojekt zum Thema Alltagsrassismus wurde von Jugendlichen für Jugendliche mit professioneller Unterstützung durch das Schauspielhaus Salzburg gestaltet und feierte am 21. 4. 2010 umjubelte Premiere.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Bereits im Oktober letzten Jahres wurde mit den Vorbereitungen zu diesem Schauspielprojekt begonnen. An den teilnehmenden Schulen wurden die Texte in Schreibwerkstätten erarbeitet. Die Jugendlichen an der BHAK 1 (Handelsakademie 1) und dem Musischen Gymnasium  beschäftigten sich monatelang mit dem Thema „Fremde“ und verknüpften die Fragen „Wer ist fremd? Wann ist man fremd? Wo ist man fremd?“ mit Literatur.

Ein großes, weißes Podest symbolisiert eine Insel, das Rauschen des Meeres verstärkt die Illusion. Vier Männer liegen am Boden, sie husten, sie sind erschöpft, vielleicht sogar verletzt.

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Sie erheben sich langsam und beginnen in verschiedenen, fremden Sprachen zu rufen, immer verzweifelter, denn sie erhalten keine Antwort.

Es ist offensichtlich, dass sie nach ihren Freunden Ausschau halten, doch müssen sie zur Kenntnis nehmen, dass sie nun alleine und auf sich selbst angewiesen sind auf dieser Insel. Nicht nur sie sind auf dieser Insel gestrandet, es treiben sich hier allerhand seltsame, romantische Gestalten herum: Ein Prinz mit Gitarre sucht traumwandlerisch nach einer passenden Prinzessin, Odysseus trifft auf Calypso, die ihm aber leider überhaupt nicht zuhört, drei Schwestern wollen unbedingt nach Moskau ziehen und für Kasimir und Karoline ist die Insel ein einziger Rummelplatz. All diese literarischen Figuren ergeben eine harmonische Einheit, von der Regie (Bernadette Heidegger) wirklich klug und mit viel Humor in Szene gesetzt, die romantischen Kostüme (Marion Hackl) passen hervorragend zu den traumhaften Bildern. Viele beeindruckende, kleine Szenen werden in Erinnerung bleiben.

Die vier jugendlichen Ausländer sind wunderbar in das Projekt integriert und mit Eifer bei der Sache. Berührend der Moment, als sie über ihre Probleme zu sprechen beginnen, denn unsere Sitten sind ihnen fremd, sie verstehen uns oft nicht: Warum grüßt man sich hier nicht freundlich und sieht sich dabei an, wie in ihrer Heimat?

Die Mitwirkenden kommen zum größten Teil aus dem Musischen Gymnasium. Die Flüchtlinge werden im SOS-Clearing-House in Salzburg betreut. Diese Institution kümmert sich um Jugendliche ohne Familienanschluss, klärt ihre Aufenthaltsrechte ab und bemüht sich, ihnen zu einem Schulabschluss zu verhelfen. Man kann nur hoffen, dass für diese erfolgreiche, nachhaltige Theaterinitiative (Macht/Schule/Theater) auch im kommenden Jahr Geld vorhanden sein wird und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur nicht gerade hier den Sparstift ansetzt.

Die Begeisterung der Mitwirkenden sowie des jugendlichen Publikums war groß. Ein  absolut professionelles Theaterprojekt wurde hier auf die Bühne gebracht.

„Ressentimental Journey“ – ein gemeinsames Theaterprojekt von BHAK 1., Musischem Gymnasium, SOS-Clearing-House und Schauspielhaus Salzburg /  Mit: Fasi Aloso, Leopold Eibensteiner, Stephan Felber, Amelie Kaserer, Gunda Kinzl, Zaki Kohizada, Anna Lehner, Leonie Meik, Benedikt Müller, Abdirizak Nuur, Philip Pramer, Ibrahim Rahimi, Julia Rajsp, Audrey Ryback, Ilia Valentin, Marvin Wagner / Schreibwerkstatt HAK: Julia Achleitner, Lisa Bauchinger, Elisabeth Gerhalter, Dalma Karácsony, Isabel Pointecker, Marie-Theres Schröger, Laura Urban, Theresa Zobel, Anna Zonina / Projektleitung: Petra Schönwald /Regie und Konzept: Marion Hackl & Bernadette /Komposition: Fabio Buccafusco / Bühne: Johannes Stockinger / Kostüme: Marion Hackl | Foto: Eva-Maria Griese/ Schauspielhaus Salzburg


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