Die Geschichte wiederholt sich

Der chinesische Pass von Gertrud KohnDer chinesische Pass von Gertrud Kohn

Nach dem Einmarsch der Nazis 1938 in Österreich wurde der Buchdrucker Arthur Kohn aus Salzburg verhaftet nach Dachau deportiert. Gleichzeitig auch der frühere Bürmooser Glasfabriksbesitzer Dr. Hermann Glaser und der Salzburger Rechtsanwalt Dr. Richard Weinberger. Ihr Vergehen: Sie waren Juden.

Wolfgang Bauer

Von Wolfgang Bauer

Am Anfang dieser Internierungen war es noch möglich frei zukommen, wenn man eine Schiffskarte vorweisen konnte. Kohn hatte nicht genug Geld und so bezahlten ihm die beiden Anderen das Ticket. Die Reise ging nach Shanghai. Das war der einzige Hafen, wo Flüchtlinge noch ohne Vorbedingungen Aufnahme fanden. Kohns Frau und seine drei Töchter kamen mit der Transsibirischen Eisenbahn nach. Glasers Frau mit den drei Kindern emigrierte noch rechtzeitig über England nach Amerika.

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Die Leute im Exil mussten sich unter schwierigsten Bedingungen irgendwie durchbringen. Man hatte kein Geld mehr und konnte auch die chinesische Sprache nicht. Nach dem Einmarsch der mit Nazideutschland verbündeten Japaner in Shanghai 1943 wurden alle Flüchtlinge in ein Ghetto verbannt. Es wurde noch schwieriger, zu überleben. Trotzdem kamen sie irgendwie durch und kehrten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder nach Salzburg zurück. Hier wurden sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Von der 30-köpfigen Sippe der Kohns hatte nur Arthur und ein alter Onkel von ihm den Holocaust überlebt. Die Töchter und deren Nachkommen möchten auch heute noch, aus Angst vor Anpöbelungen, ihren Namen nicht veröffentlicht wissen.

Im Norden von Syrien lebte 2015 eine achtköpfige kurdische Familie in einer mittelgroßen Stadt. Die vier Söhne der Familie waren in einem Alter, in dem sie jederzeit zum Militär hätten eingezogen werden können. Dort hätten sie dann womöglich gegen die Kurden in ihrer eigenen Stadt kämpfen müssen. Dem herrschenden Präsidenten Assad waren nämlich diese syrischen Kurden, die eine gewisse selbständige Verwaltung verlangten –  ähnlich den Südtirolern – schon lange ein Dorn im Auge. Er ließ die Städte der Kurden mit seinen berüchtigten Faßbomben zerstören und schreckte auch vor dem Einsatz von Giftgas nicht zurück. Opfer waren hauptsächlich Zivilisten.

Die Familie beschloß, alles zu verkaufen, was möglich war und nach Europa zu flüchten, wo man glaubte, in Sicherheit leben und arbeiten zu können.

Sie kamen nach Österreich, wo sie natürlich die deutsche Sprache nicht verstanden. Die zugewiesenen Quartiere waren eng und teilweise Substandard. Wer als Flüchtling anerkannt wurde, durfte arbeiten. Dazu musste allerdings erst die Sprache erlernt werden, wozu es hauptsächlich nur private Hilfe gab. Flüchtlinge die später kamen werden in Sammelquartiere zusammengepfercht, das Lager sollte nicht unbeschränkt verlassen werden dürfen, die staatliche Unterstützung will man nach und nach kürzen, um niemand zu animieren, noch hierher zu kommen. Die Sozialministerin, die im Monat € 17,500.– verdient, behauptete dreist, man könne mit € 150.– im Monat leben. Wer über das Meer zu kommen versucht, darf nicht mehr herausgefischt und nach Europa gebracht werden, auch wenn er zu ertrinken droht – Todesstrafe für Flüchtlinge. Dabei bestreitet niemand, dass kriminelle Elemente möglichst  zurückgeschickt werden sollten, allerdings ohne dass sie bei der Ankunft umkommen. 

Aber Flüchtlingskonventionen sind ja nur Papier.

Dieselben Politiker – sie nennen sich oft christlich-sozial – die diese „Errungenschaften“ der Flüchtlingspolitik stolz preisen im Bewusstsein ihrer satten Gagen, die stehen zu Weihnachten öffentlichkeitswirksam vor einer Krippe, bedauern die arme Familie, die nirgends Quartier fand außer in einem Stall (Substandard) und schimpfen über die hartherzigen Bewohner von Bethlehem, die die Aufnahme verweigerten.

Die Scheinheiligkeit und soziale Kälte feiert Triumphe.

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