DoppGym: Shockheads oder Status Quo

Struwwelpetra"Seht einmal, hier steht er, pfui, die Struwwelpetra."  Tamara Schöndorfer

“Shockheads” – das klingt ein wenig nach Knallköpfen. Und für solche könnte man uns auch leicht halten, wenn wir uns – nachdem wir uns in den letzten Jahren mit Molière, Brecht, Shakespeare und Horvath beschäftigt haben – zum Fünf-Jahres-Jubiläum unserer Theatergruppe in den Kopf gesetzt haben, ein eigenes Stück zu schreiben. man könnte meinen, wir seien so größenwahnsinnig geworden zu glauben, wir könnten uns dramaturgisch oder sprachlich mit diesen Giganten des Theaters messen.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Aber “Shockhead” heißt nicht Knall-, sondern in etwa Struwwelkopf. Und wir sind auch nicht größenwahnsinnig. Und es geht auch um etwas ganz Anderes, als den Großen des Theaters Konkurrenz zu machen. Wir wollen Ihnen uns zeigen. Unser Lebensgefühl, unsere Probleme, in unserer Sprache.

Basierend auf Motiven des Kinderbuch-Klassikers des Psychiaters Heinrich Hoffmann haben wir Personen, Situationen und schließlich eine Geschichte entwickelt, wie sie heute spielen könnte: manchmal ernst, manchmal ironisch, manchmal sehr zugespitzt.

Was wir nicht wollten: Sozialromantik (“Ach, wie schwer hat es die heutige Jugend”), die moralische Keule (“da müssten Schule und Politik viel mehr tun”), “nur ka schmoez ned” (H.C. Artmann), ein billige Happy End. Was wir am wenigsten wollen: “Mei, liab hamses gmacht”!

So hochmütig sind wir schon, dass wir ernst genommen werden wollen, auch und gerade da, wo wir mit Witz und Ironie arbeiten. Sie dürfen das, was wir auf der Bühne oder im leben machen, gerne kritisieren oder auch total daneben finden, aber nehmen Sie uns ernst. Das und nicht mehr wollen wir.

Die Theatergruppe des Christian-Doppler-Gymnasiums

Burcu Cengel (Cora), (Philipp)

Das zentrale Ereignis ist eine Geburtstagsparty, der 18. von Paulina, der im JUZ (Jugendzentrum) gefeiert wird und bei dem es zum ungewollten Desaster kommt. In bunten Szenen wird wie in einem Episodenfilm der finale Showdown vorbereitet. Das Stück ist flott insenziert und trifft punktgenau, was viele Jugendliche heute bewegt und von Erwachensen nicht oder nur unscharf gesehen wird. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Spielsucht, Magersucht, Sexualität und aufkeimende erste Liebe sind die Themen, um die es geht. Die Liedtexte der Struwwelpetra ergänzen die gespielten Szenen, rücken das Gesehene noch einmal ins Licht, fast unecht, beinahe schmerzlich berührend.

Luka Markovic (Jay), (Philipp)
 (Philipp), Burcu Cengel (Cora)

Paulina will allein in Juz
ganz ohne mütterlichen Schutz.
Doch Sam und Pam, die Katzen
warnen vor Freddys Atzen.
Cassy sprach die Frau Mama,
wir geh´n fort und du bleibst da.

Andrea Schmid (Paulina), Luka Markovic (Jay)
 (Philipp), Maria Wuchse (Roberta), Burcu Cengel (Cora)
Amanda Augustin (Haushälterin), Sophie Graffius (Cassy)

Wer geht denn da vorbei am Kai?
Ein Knabe mit dem Namen Jay!
Von außen sieht man´s ihm nicht an,
jedoch er ist ein Serbisch-Mann.

Daniel Rosenlechner (Atze 3), Matthias Traintinger (Atze 2), Andrea Schmid (Paulina)
Ensemble
Stefan Moser (Hans), Sophie Graffius (Cassy)

Der Philipp hat ADHS
und in der Schule ziemlich Stress …

Jeder hat ein Ziel im Leben,
doch wonach die anderen streben,
dazu sagt Roberta: “nein!”
Dichterin, das will ich sein …

Daniel Rosenlechner (Atze 3), Gizem Yalcin (Säm), Sophia Kremser (Päm), Matthias Traintinger (Atze 2)
Matthias Traintinger (Atze 2), Lorenz Hutegger (Atze 1), Daniel Rosenlechner (Atze 3)
Patrick Suchnaek (Freddy)

Der Friederich, der Friederich,
das ist ein arger Wüterich.
Und das kommt nicht von ungefähr,
denn auch der Vater schlägt ihn sehr …

Andrea Schmid (Paulina), Burcu Cengel (Cora)
Lika Markovic (Jay), Maria Wuchse (Roberta)
Burcu Cengel (Cora), Lorenz Hutegger (Coras Vater)

Kam Hans auf einem Fest vorbei,
dann war er meistens ziemlich high …

 (Philipp), Burcu Cengel (Cora), Patrik Suchanek (Freddy)
Lorenz Hutegger (Coras Vater), Burcu Cengel (Cora), Jacqueline Fierascu (Manuela)
Patrik Suchanek (Freddy), (Philipp)

“Lutsch am Daumen nicht so sehr!”
Das hört heute keiner mehr.
Keiner schneid´t mit Klipp und Klapp
seinem Kind die Daumen ab …

Gizem Yalzin (Säm), Sophia Kremse (Päm)

Es war ein beeindruckender Theaterabend, ein starkes Stück, von einer engagierten und motivierten Truppe hervorragend in Szene gesetzt. Die multikulturelle Zusammensetzung des Ensembles konnte in der gemeinsamen Arbeit begeistern. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass es ein derartiges Engagement von Schülern und Lehrern außerhalb des regulären Unterrichts  auch in einem öffentlichen Gymnasium gibt! (kat)

Andrea Schmid (Paulina)
Ensemble
Ensemble
Ensemble

Shockheads oder Status Quo. Jugendstück der Theatergruppe des Chrsitian-Doppler-Gymnasiums in Salzburg / Uraufführung am 27. 4. 2010 im Musiksaal des Doppgym. Sbg / Text: Ensemble / Regie: Mag. Dietmar Rudolf / Ausstattung: Ensemble / Licht und Ton: Daniel Breinich / Musik und Klavier: Mag. Dietmar Rudolf / Auswahl der Zuspielungen: Ensemble / Mit: Luka Markovic, Maria Wuchse, Andrea Schmid, Stefan Moser, Gizem Yalzin, Sophia Kremser, Sophie Graffius, Burcu Cengel, Tamara Schöndorfer, Amanda Augustin, Patrick Suchanek, Lorenz Hutegger, Matthias Traintinger, Daniel Rosenlechner, Jacqueline Fierascu. Alle Fotos: KTraintinger, Dorfzeitung

Ensemble

Theater im Christian-Doppler-Gymnasium:
2010 Shockheads oder Status Quo
2011 Ist denn das Geld der Grund des Krieges?
2012 Die Märkte werden nervös. Eine satirisch kabarettistische Revue.
2013 Märchen im Brennpunkt

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Dorfladen

4 Kommentare zu "DoppGym: Shockheads oder Status Quo"

  1. The Bird | 13. Juni 2010 um 21:07 |

    Wirklich ein tolles Theaterstück!!!!

  2. Zuschauer^^ | 3. Juni 2010 um 14:04 |

    Habs mir gestern angesehn, und es war echt genial. Super Schauspieler super Stück.
    Respekt.

  3. Cordula Auernigg | 30. April 2010 um 06:34 |

    Schade, dass das Stück nur im suboptimalen Musik-/ Theatersaal des Christian-Doppler-Gymnasiums aufgeführt wurde, eigentlich gehörtes auf eine große Theaterbühne! Ich habe selten so engagiertes und professionelles Jugendtheater gesehen! Gratulation allen Beteiligten.

  4. Jugendtheater sollte sowieso besser gefördert werden, die kreative Kraft der Kids wird fast immer unterschätzt! Viel Erfolg weiterhin mit dem Stück.

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