Wake up world! Kinder zwischen den Fronten

© TebNad - Fotolia.com

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Ingrid Kreiter. Große Kinderaugen, spröde Lippen, dürre Ärmchen – der englische Regisseur Carlo Nero weiß genau, welche Register er ziehen muss, um beim Publikum Emotionen zu wecken. Mit dem 30minütigen Dokufilm “Wake Up World” hat Nero in Zusammenarbeit mit seiner berühmten Mutter Vanessa Redgrave eine Hommage an die Unicef geschaffen. Zum 60-jährigen Bestehen des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen im Jahr 1996 wurde der Film uraufgeführt, 2010 feiert er in Österreich Premiere.

“Wake Up World” ist der Eröffnungsfilm der Filmtage im Emailwerk Seekirchen. Die Kulturvereinigung Arge Wallersee bringt am 6. und 7. Mai Filme zum Thema “Kinder zwischen den Fronten” auf die Leinwand. Die Veranstaltung hat durchaus gesellschaftspolitischen Anspruch, wie die Filmemacherin Gabriele Neudecker von der Drehbuchwerkstatt Salzburg betont. Es ginge nicht nur darum, Filme zu zeigen. Vor allem wolle man Kinder und Jugendliche an schwierige Themen heranführen, sie sensibilisieren für Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen.

© Andreas Brandl/ Emailwerk Seekirchen

Dieses Ziel verfolgt auch Nero mit seiner Arbeit: “Der Film ist nicht nur ein Tribut an die Unicef, sondern auch an die großen Herausforderungen, denen wir alle – und auch das Kinderhilfswerk – uns stellen müssen.” Dabei ginge es nicht nur um die großen Themen. Kindersoldaten und Malaria sind laut Nero nur die augenscheinlichsten Ausprägungen der Kämpfe, in denen Kinder jeden Tag und überall verwickelt seien. “2 von 5 Kindern in London werden in Armut geboren. Das ist eine erschreckende Statistik angesichts der Tatsache, dass Großbritannien als eines der reichsten Länder der Welt gilt.” Der Kampf der Kinder werde hier eben auf eine verschiedene Art ausgetragen – wie zur Zeit in Griechenland, wo verletzte und benachteiligte Jugendliche sich zu Wehr setzten.

© Andreas Brandl/ Emailwerk Seekirchen

Eben diesen Kampf vor Ort spricht Landeshauptfrau Gabi Burgstaller an, die bei der Eröffnung der Filmtage ebenfalls anwesend ist: “Kinder als Söldner in Afrika – das ist für uns unvorstellbar. Dabei stoßen wir in Europa immer wieder auf Vergehen gegen die Kinderrechte. Die größte Herausforderung für uns ist wohl der zur Zeit allgegenwärtige Kindesmissbrauch.”

Um so berührender sind da die kleinen Schritte, die Jede und Jeder gehen kann. Vanessa Redgrave selbst spricht so einen Lichtblick an. Zwar ist die Schauspielerin und Unicef-Botschafterin wegen des Todes ihrer Schwester vergangene Woche nicht persönlich anwesend. In einer berührenden Videobotschaft, die ihr Sohn Carlo aufgenommen und mit nach Seekirchen gebracht hat, erinnert sie an den besonders treffenden Schauplatz der Filmtage: “Dass ‘Wake Up World’ im Seekirchen aufgeführt wird, wo es auch ein SOS-Kinderdorf gibt, das Kinder Heimat gibt, ehrt mich sehr.”

Gabriele Neudecker © Andreas Brandl/ Emailwerk Seekirchen

Das Engagement seiner Mutter für Kinderschutz und Kinderrechte hat Carlo Nero sichtlich beeinflusst. Das Wichtigste für ein Kind sei es zu merken, dass sich jemand um es sorgt, betont er. Auf die Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter angesprochen, schmunzelt Nero. Natürlich sehe er sie aus unmittelbarer Nähe, so wie eben ein Sohn seine Mutter sehe. Aber ja, stolz sei er. Nicht nur, weil sie eine offene, sensible und und starke Frau sei. Sondern auch, weil sie immer das gesagt habe, was ihr auf der Zunge gelegen ist. Viele ihrer Einstellungen seien unpopulär gewesen, als sie sie angesprochen habe. “Viele ihrer Aussagen sind dann ziemlich populär geworden. Sie war ihrer Zeit immer voraus. Und eine Inspiration für viele, auch für mich.”

© Andreas Brandl/ Emailwerk Seekirchen

Dass auch die Filmtage von Seekirchen eine Inspiration sein können, steht außer Frage. Dank des Engagements des Veranstalter Trios “Arge Wallersee Kultur” (Kulturverein KunstBox Seekirchen, DrehbuchWerkstatt Salzburg und Museum Fronfeste Neumarkt) sind am 7. Mai vier Filme zu sehen, die einen Bogen spannen zwischen desertierten Kindersoldaten in Uganda sozialen Ungleichheiten in Chile. Es bleibt zu wünschen, dass der Ruf des Eröffnungsfilms gehört und mit in den Alltag genommen wird, nämlich: Wach auf, Welt!

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