Das Kalbsschnitzel und die Scheinheiligkeit

Kalbsschnitzel

Hallo, i bin a Kalbsschnitzerl, i komm aus den Niederlanden. Bin scho a Zeit´l unterwegs, dafür bin i jetzt schon schön mürb! Hihihi ... (Honzi)

Das Original Wiener Schnitzel ist goldbraun, in Butterschmalz gebacken und muss aus Kalbfleisch zubereitet werden, heißt es im Rezept. Nur dann zergeht es förmlich auf der Zunge.

Das war schon immer so. In der letzten Zeit ist nur das Kalbfleisch etwas ins Gerede gekommen. Der Hintergrund, es gibt bei uns in Österreich fast keine klassischen Milchmastkälber mehr. Früher waren das Kälber von Zweinutzungsrassen, die bei ihren Müttern bleiben durften, bis sie ein Gewicht von etwa 120 – 140 kg erreicht hatten. Meist waren sie gut 2-3 Monate alt, als sie geschlachtet wurden.

Heute findet man meist entweder Milch- oder Fleischrassen bei unseren Landwirten. Die Fleischrassenkälber werden aufgezogen, gemästet und als Jungtiere, die selten 2 Jahre alt werden, geschlachtet. Schlechter erwischen es die männlichen Milchrassenkälber, die braucht niemand. Abgesehen von der Kuh, die sonst keine Milch geben würde.

Stierkälber legen normalerweise sehr wenig verwertbares Gewicht zu. Die zur Mast notwendige Milch ist wertvoller als das nach der Schlachtung gewonnene Fleisch. Hier kommt der Kälbermarkt in Bergheim ins Spiel. Die sehr billigen Kälber gehen auf die Reise. Die Verkaufstour führt oft über Italien nach Spanien und das Fleisch kommt letztendlich über Holland wieder zurück zu uns. Wieso die Mast in diesen Ländern ein Geschäft ist und bei uns nicht, weiß ich nicht, ist aber schon interessant.

Ergänzend sollte man wissen, dass beispielsweise in England, Irland oder Neuseeland seit vielen Jahren viele männliche Kälber der Milchrassen sofort nach der Geburt getötet werden. Ich erinnere auch an die Herodesprämie, die es in der EU gab.

Für mich ist diese ganze Diskussion scheinheilig. Ja, die Transporte müssen in Ordnung sein, das ist kein Thema. Trotzdem sollte auch der unbändige Fleischkonsum kritisch hinterfragt werden. Die Landwirte wollen leben, bei den aktuellen Preisen geht das fast nicht. Mit guten politischen Weichenstellungen sollten Rahmenbedingungen möglich sein, bei der auch unsere Bauern existieren können.

Was macht es für einen Unterschied, ob ein Eintageskücken geschreddert oder ein Eintageskalb irgendwie anders getötet wird? Ich frage jetzt gar nicht, was mit den männlichen Kälbern im Rahmen der Büffelmilch-Mozarella-Milchproduktion oder mit den Ziegen- und Schafböckchen passiert. Dabei ist der Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft eher bescheiden.

Mehr ist nicht genug, das ist das wirkliche Problem. Und das ist ein Problem unserer Gesellschaft, die Landwirtschaft ist nur mit dabei.

Tipp am Rand: Fragen Sie beim Einkauf oder Wirt´n genau nach, woher das Kalbfleisch wirklich kommt! Wichtig wäre: Geboren, gemästet und geschlachtet in Österreich.

(Text von Karl Traintinger)

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