Bella Italia ist überall

Cappucino
Ich möchte berichten von unserer Suche nach den Felsritzungen im Val Camonica >. Das Tal selbst ist etwas abgelegen, es ist touristisch nicht wirklich erschlossen, zumindest nicht für Ausländer. Italiener, die dort hinfahren, fahren wegen der Bäder hin, so auch in den Ort in dem wir waren, in Darfo Boario Terme.
Ecker_Wolfgang

Von Wolfgang Ecker

In einem Nachbarort, vielleicht so 20 km entfernt, gibt es einen bekannten Fundplatz an einem Berghang, den man zu Fuß besichtigen kann. Und den wollten wir uns ansehen, allerdings war er nicht im Navi verzeichnet. Also müssen wir nach dem Weg fragen. Wir fahren also hin und halten Ausschau nach Schildern und Hinweisen, aber es war nichts passendes dabei.

Ein älterer Signore quert die Straße und diese Gelegenheit habe ich genützt und ihn nach dem Weg gefragt. Nun ist es so, wir sprechen ein bisschen Italienisch, nicht viel aber doch so, dass wir in Restaurants nicht verhungern und auch nach dem Weg fragen können.

Ich frage ihn also in meinem gebrochenen Italienisch nach dem Weg. Und da hat der nette Signore gewusst: seine Stunde ist gekommen, jene Stunde, auf die er sein Leben lang gewartet hat, dass ihn nämlich Touristen nach dem Weg fragen und er ihnen von der Schönheit seiner Heimat erzählen kann, von der Freundlichkeit der Menschen, ihnen weiterhelfen kann und so sein Teil beitragen kann zu dem, was man gemeinhin als italienisches Lebensgefühl beschreibt.

Jedenfalls ist er zur Höchstform aufgelaufen. „Hier die Straße hinunter, dann links, 300 Meter bis zum Kreisverkehr, erste Ausfahrt rechts, dann zum Fluss, über die Brücke, den Berg drüben hinauf…“ mit weit ausholenden Gesten schildert er mir den Straßenverlauf, den ich auch wenn ich es nicht verstanden hätte allein auf Grund seiner Gesten gefunden hätte. Dann, er hebt den Zeigefinger der linken Hand, seine Stimme wird schicksalsschwer, dann kommt eine Engstelle, er legt die Arme dicht an seinen Körper und dreht sich seitlich zu mir um mir zu zeigen, dass es dort eng ist… Dann weiter den Berg hinauf, am Friedhof vorbei…

Ich bin schon ganz schwindelig, der Friedhof hat mir den Rest gegeben, was er noch sagt, das geht im Wortschwall unter. Friedhof, immer wieder Friedhof, ob das ein Omen ist? „Danke, Ursula, danke für alles, es war schön mit dir…“

Doch da, halt!, „Pizzeria da Marco“ verstehe ich, das ist die Rettung. Ich schalte das Navi ein, suche Pizzeria da Marco und tatsächlich, das Navi kennt sie. Die Felsgravuren kennt das Navi nicht, aber die Pizzeria schon. Naja, ist halt so heutzutage. Aber jetzt habe ich einen Anhaltspunkt, der Rest ist Kinderkram, die paar Meter schaffe ich auch noch, wir sind gerettet.

Der Signore ist glücklich, wir sind glücklich, das Navi ist glücklich, das Val Camonica > ist es auch. Hinter den Wolken blinzelt die Sonne hervor, wahrscheinlich ist sie auch glücklich.

Zum Abschied schütteln wir einander die Hände, er umarmt mich, küssen will er mich auch noch, was ich aber dankend ablehne. Wir fahren los und im Rückspiegel sehe ich noch wie er uns nachwinkt bis wir um die erste Häuserecke verschwunden sind.

Hach ja, Italien, ich liebe es, ich liebe es heiß.

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