Im Schauspielhaus Salzburg inszeniert Daniela Meschtscherjakov Otfried Preußlers 1971 erschienenen, preisgekrönten Jugendbuchklassiker, der auf eine sorbische Sage zurückgeht. Ein starkes, intensives Stück, das vor den Verlockungen der Macht warnt.

Von Elisabeth Pichler
Ein krächzender Rabe lockt den 14-jährigen Betteljungen Krabat zur Mühle am Koselbruch, wo ihn der Meister als Lehrling aufnimmt. Die Arbeit ist hart und er wundert sich, dass die anderen Mühlknappen nicht schwitzen und nicht müde werden. Er freundet sich mit dem Altgesellen Tonda an und verbringt viel Zeit mit dem angeblich dummen Juro, der kocht, wäscht und die Schweine versorgt. Nach einiger Zeit findet Krabat heraus, dass er sich in einer Schwarzen Schule befindet. Als auch er in der Kunst der Zauberei unterrichtet wird, lernt er ehrgeizig und wissbegierig, denn er ist fasziniert von der Macht, die er dadurch erlangt. Noch ahnt er nicht, dass der Meister kein guter Zauberer ist. In der Silvesternacht kommt Tonda auf mysteriöse Weise ums Leben und bald schon nimmt ein neuer Lehrjunge dessen Platz ein. Als ein Jahr später ein weiterer Geselle stirbt, wird ihm klar, dass der Meister sich dem Bösen verschrieben hat und jedes Jahr einen seiner Schüler opfern muss. Rabat will den Fluch nicht länger hinnehmen und beschließt, gegen den Meister zu kämpfen, dessen Macht zu brechen und sich selbst zu befreien.
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In der Bühnenfassung von Nina Achminow werden die elf Mühlknappen der Romanvorlage auf sechs reduziert und so haben alle in den kleinen Kojen hoch über dem Mühlrad Platz (Ausstattung: Ragna Heiny). Jakob Kücher nimmt es in der Titelrolle mit dem großen Meister (dämonisch Wolfgang Kandler) auf. Mit Hilfe von Juro (Tim Erkert) gelingt es ihm, sich dem Einfluss des Meisters zu entziehen und auch die anderen Gesellen (Studierende der hauseigenen Schauspielschule) zu befreien. Sophia Fischbacher liefert sich in der Rolle des guten Zauberers Pumphutt einen spektakulären Kampf mit dem Meister. Bianca Farthofer schreitet als Kantorka engelsgleich über die Bühne. Kein Wunder, dass Krabat die Kraft der Liebe verspürt, die schließlich die Macht der Teufelsmühle zu besiegen vermag.
Otfried Preußler schrieb – mit mehreren Unterbrechungen – zehn Jahre an Krabat. Das Motiv des Lehrlings, der sich gegen seinen Meister behaupten muss, findet sich in vielen Sagen, ebenso wie das Motiv der Erlösung durch Liebe. Preußler sagte über sein Buch: „Krabat ist meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation und die aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“
Daniela Meschtscherjakovs atmosphärisch dichte Inszenierung zog bei der Premiere am 5. Mai 2019 das größtenteils erwachsene Publikum in ihren Bann. Wie zu beobachten war, ist das doch etwas düstere Stück für Kinder unter 12 Jahren eher nicht zu empfehlen.
„Krabat“ von Otfried Preußler. Für die Bühne bearbeitet von Nina Achminow. Regie: Daniela Meschtscherjakov. Ausstattung: Ragna Heiny. Musik: Christian Meschtscherjakov. Mit: Jakob Kücher, Wolfgang Kandler, Bianca Farthofer, Raphael Steiner, Tim Erkert, Lukas Koller, Lena Steinhuber, Marko Vlatkovic, Corinna Bauer, Sophia Fischbacher. Fotos: Jan Friese
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