Deborah Feldmann: Unorthodox

Deborah Feldmann: Unorthodox

Deborah Feldmann | Foto: © 2017 MathiasBothor

Deborah Feldmann: Unorthodox

Autor: Deborah Feldmann
Titel: Unorthodox – eine biografische Erzählung
ISBN: 978-3-905951-79-0
eISBN: 978-3-905951-80-6
Verlag: Secession Verlag für Literatur
Erschienen: 2016

Klappentext:

In der chassidischen Satmar Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Die Satmarer, wie sie sich seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg nennen, sehen im Holocaust eine von Gott verhängte Strafe.

Um eine Wiederholung der Shoa zu vermeiden, führen sie ein abgeschirmtes Leben nach strengen Vorschriften. Sexualität ist ein Tabu, Ehen werden arrangiert, im Alltag wird Jiddisch gesprochen, Englisch gilt als verbotene, unreine Sprache. Nach Schätzungen zählt die Gemeinde heute 120.000 Mitglieder, denen sie ein Netz an Sicherheit gewährt – ohne jegliche Freiheit.

Deborah Feldman hat schon als Kind Anstoß an der strikten Unterwerfung unter die vom Gründungsrabbiner der Sekte aufgestellten Lebensgesetze genommen, an der Ausgrenzung, der ärmlichen Lebensweise und der Unterordnung der Frau. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihr Wissenshunger haben sie – verstärkt durch verbotene Literatur – angetrieben, ihren Alltag zu hinterfragen. Stets hat sie Angst, entdeckt und bestraft zu werden, und ihren einzigen Ausweg aus der Enge ihrer Welt zu verlieren. »Unorthodox« führt in die einzigartige Welt von Kindheitserlebnissen, die voller Unschuld scheinen und Einblick geben in alte jüdische Traditionen. Sie führt uns bis an die Grenze des Erträglichen, wenn sie ihre Zwangsehe schildert, und sie lässt uns nachempfinden, wie sie Mut und Kraft zum Auszug aus der Gemeinde findet – um mit ihren Sohn in eine ihr völlig unbekannte Welt in New York zu ziehen.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Glücklicherweise hat die Autorin den Weg „nach draußen“ gefunden und lässt den Leser teilhaben, an einem unverständlichen, mittelalterlichen und naiven Gottesverständnis. Die ultraorthodoxe Sekte sieht in Hitler eine berechtigte von Gott gesandte Strafe für vergangene Sünden, deren Wiederholung sich nur durch eine völlige Selbstkasteiung vermeiden lässt. 

Der Autorin gelingt in ihren sehr einfühlsamen und nicht anklagenden Ausführungen, aufzuzeigen, wie Kinder indoktriniert werden und kaum eine Möglichkeit haben, diesen Kasteiungen im Erwachsenenalter zu entfliehen. Sie grenzt aber auch das (Welt)Judentum klar von dieser orthodoxen, und als Sekte geführten Glaubensgemeinschaft ab. 

Diese Biografie zeigt die Variabilität der Deutung von sogenannten heiligen Büchern auf. Denn aus dem alten Testament sind drei verschiedene Religionen entstanden, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch beziehen sich alle auf ein und denselben Gott.

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