Wo ist denn nun der Werther?

Die Leiden der jungen Wärter

Am 27. September wurde im Grazer Schauspielhaus die goethesche Schmonzette „Die Leiden der jungen Wärter“ uraufgeführt. Die Neufassung wurde von Nele Stuhler und Jan Koslowski geschrieben und von Studenten des Institutes für Schauspiel der Kunstuniversität Graz aufgeführt. Eine moderne Sichtweise auf die Leiden, welche schon Goethe beschrieben hatte.

Matthias Traintinger

Von Matthias Traintinger

Die Leiden der jungen Wärter

Doch anders als beim Original steht diesmal nicht der Werther im Mittelpunkt, sondern vielmehr jene um ihn herum. Im dritten Jahr der Wärterausbildung in einem weitentlegenen Institut findet sich Wilhelm mit all den anderen Wärteranwärtern ein, jedoch ohne dem Wärteranwärter Werther. Dieser scheint verschwunden zu sein und hinterlässt nur verwirrte Geister, welche dem Wärteranwärter Werther nachtrauern. Denn  jeder von ihnen fühlt das Besondere, welches der Werther so geschätzt hat, obwohl es eher unwahrscheinlich ist, das Besondere, weil ja jeder dieses Besondere hat. Und soviel Besonderes an einem Ort ist doch eher unwahrscheinlich.

Das Ensemble überzeugt auf einer schillernden Bühne mit gewaltigen Kostümen. Nele Stuhler und Jan Koslowski haben mit ihrer doch geistreichen Schmonzette die Leiden des jungen Werthers in das hier und jetzt geholt. Vor beinahe 250 Jahren erschuf Goethe mit dem Werther eine neue Sichtweise auf die Leiden der Liebenden. Damals wusste noch keiner wie sich eine Gesellschaft entwickeln würde, in der sich die Liebe über die Zweckmäßigkeit stellte. Doch auch heute bin ich mir nicht sicher, ob sie das auch tat, denn was früher die patriarchale Unterdrückung war, ist heute womöglich eine liquide.

Und doch hat sich viel verändert, freie Liebe ist zum Kassenschlager geworden. So muss man auch nicht alles genau nehmen, was bei der Ausbildung der Wärteranwärter passiert, wer mit wem oder wer mit wem nicht. Denn sie alle werden ausgebildet um zu sichern, etwas, dass vielleicht sehr viel Unsicherheit mit sich bringt. Denn eines hat sich im Laufe der Zeit nicht verändert, der unsichere Blick in die Zukunft.

[ngg…

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