„Pünktchen und Anton“ – Schauspielhaus Salzburg

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Elisabeth Pichler. Pünktchens Eltern sind sehr wohlhabend: „Unser Haus ist so groß, dass ich schon wieder Hunger habe, wenn ich vom Esszimmer in meinem Zimmer angekommen bin.“ Zahlreiche Dienerschaft wuselt zwar ständig herum, doch für das Kind hat niemand wirklich Zeit. Herr Direktor Pogge muss viel arbeiten, um das Geld zu verdienen, das seine extravagante Gattin mit leichter Hand wieder ausgibt. Diese ist tagsüber mit Einkäufen beschäftigt, am Abend wird ausgegangen, um die neu erworbene Garderobe auszuführen. Das Kindermädchen, Fräulein Andacht, hat wiederum andere Sorgen, denn ihr Verlobter Robert setzt sie ständig unter Druck. Wozu braucht er eigentlich einen Plan des Hauses? Zum Glück ist da aber Anton, Pünktchens einziger und wahrer Freund. Er kommt aus ärmlichen Verhältnissen, muss nicht nur für seine Mutter kochen, sondern auch noch nachts betteln gehen. Kein Wunder also, dass er in der Schule Probleme bekommt, weil er im Unterricht einschläft.

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Sieben bewegliche Türen werden wie von Geisterhand über die Bühne (Alexia Engel) geschoben und sind sehr vielseitig einsetzbar: als Direktor Pogges Luxusvilla, als zwielichtiges Kaffeehaus, in dem der böse Robert gerne Tango tanzt, und als Schulhaus mit vielen Klassenzimmern. Auch Pünktchen hat in der Schule ihre Probleme, denn sie wird von einem Mitschüler, dem fiesen Gottfried Klepperbein, der hier sogar doppelt böse als Zwilling auftritt, ständig belästigt. Doch auf gute Freunde ist eben Verlass und so helfen sich Pünktchen und Anton immer wieder gegenseitig. Während sie bei Herrn Lehrer Bremser für Anton ein gutes Wort einlegen kann, indem sie diskret mit ihrem einflussreichen Herrn Papa droht, gelingt es ihm, ihr die bösen Buben vom Halse zu schaffen.

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Foto: Clemens Kois

Sandra Marina Müller überzeugt als temperamentvolles, quirliges Pünktchen, Christoph Griesser als ihr aufrichtiger, liebenswerter Freund Anton. Volker Wahl ist nicht nur als gestresster Herr Direktor Pogge im Einsatz, er zeichnet auch das nicht gerade schmeichelhafte Bild eines abgehobenen Lehrers (hoffentlich) aus den 30er Jahren. Ulrike Arp geht als vornehme Frau Mama ständig einkaufen, hat Migräne oder besucht die Oper, wohingegen sie als Antons Mutter kummervoll in ihrer Dachkammer sitzt.

Neben Isabel Berghout als naivem Kindermädchen begeistert Nevena Lukic als „dicke Berta“. Sie gibt eine bodenständige, lebenslustige und temperamentvolle Köchin ab, die es auch versteht, ungebetene Gäste gnadenlos zur Strecke zu bringen. Ihr Kampf mit dem bösen Robert bekam Szenenapplaus und der anschließende Freudentanz mit den beiden Wachmännern wurde zu Recht bejubelt. Auch der ausländischer Akzent, den sie sehr gekonnt einsetzt, sorgt ständig für Heiterkeit.

Bernadette Heideggers temporeiche Inszenierung mit vielen slapstickartigen Szenen und phantasievoll choreographierten Tanzeinlagen begeisterte das jugendliche Publikum. Die Problematik dieses Stückes ist zeitlos, denn die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer und die Zahl der „wohlstandsvernachlässigten“ Kinder wächst ständig.

„Pünktchen und Anton“ – Erich Kästner / Kinderstück ab 8 Jahren,  für die Bühne bearbeitet von Inken Böhack, Dagmar Leding und Götz Leopelmann / Regie: Bernadette Heidegger / Ausstattung: Alexia Engl / Dramaturgie: Christoph Batscheider / Mit: Ulrike Arp, Isabel Berghout, Christoph Griesser, Elke Hartmann, Benjamin Lang, Birgit Mayer, Sandra Müller, Benedikt Vyplel, Volker Wahl

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

Pünktchen und Anton. Foto: Schauspielhaus - Eva-Maria Griese

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