„Cyrano de Bergerac“ – der bemitleidenswerte Degenheld

Edmond Rostands romantische, 1897 uraufgeführte Verskomödie feierte am 23. November 2019 im Salzburger Landestheater Premiere. Carl Philip von Maldeghem hat Gender und Theater geschickt verknüpft und der Phantasie somit keine Grenzen gesetzt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Der Titelheld, ein französischer Dichter des 17. Jahrhunderts, ist wortgewandt, charismatisch, und rauflustig. Er leidet jedoch unter seinem Aussehen, besonders unter der Übergröße seiner Nase. Seine von ihm innig verehrte und geliebte Cousine Roxane sieht in ihm jedoch nur einen „brüderlichen Vetter“. So muss er seine wahren Gefühle verbergen. Um der Angebeteten stets nahe zu sein, hilft er dem zwar hübschen, doch etwas dümmlichen Christian de Neuvillette mit poetischen Liebesbriefen bei seinem Liebeswerben.

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Bei einem Stelldichein im dunklen Garten souffliert er ihm so perfekt, dass der junge Kadett schließlich den ersten Kuss ergattert. Es folgt eine schnelle Hochzeit, bevor es mit den Gascogner Kadetten ab in den Kampf geht. Jeden Tag flattern nun zwei poetische Briefchen zu Roxane, bis diese „vom Geist berauscht“ zu ihrem Mann mitten ins Heereslager eilt. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und Cyrano wird Teilhaber von Freud und Leid seiner geliebten Roxane.

In der Titelrolle leidet Christoph Wieschke an unerfüllter Liebe. Doch „leichtgläubig sind wir, wenn wir lieben“, und so fällt seine Angebetete, die schöne Roxane (Tina Eberhardt), auf den eitlen Blender Christian (Nikola Rudle) herein, der wahrlich kein Schöngeist ist. „Cyrano de Bergerac“ gilt als Mantel-und Degen-Romanze. Im Salzburger Landestheater wird daher wild gefochten und gekämpft, wobei die Gascogner Kadetten (junge Damen des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchores) voll in ihrem Element sind. Die Romantik kommt bei dem minimalistischen Bühnenbild von Karin Rosemann etwas zu kurz, denn die große Liebesszene im dunklen Garten findet vor einer kahlen, weißen Mauer statt, die Christian nur mit Cyranos Hilfe erklimmen kann, um endlich zu seinem ersten Kuss zu kommen.

Nur gut, dass man heute nicht mehr zur Galanterie verpflichtet ist. Roxanes romantische Ansprüche könnten wohl nur mit Hilfe des Internets befriedigt werden. Eine edle Seele zu erkennen, die sich hinter einer nicht so edlen Fassade versteckt, ist auch heute nicht immer einfach. Bei der Premiere gab es herzlichen Applaus, vor allem für die kapriziöse Roxane, ihren verhinderten Liebhaber Cyrano und den kessen Christian.

„Cyrano de Bergerac“ Romantische Komödie von Edmond Rostand. Inszenierung: Carl Philip von Maldeghem. Ausstattung: Karin Rosemann. Licht: Lukas Breitfuss. Musik: Julius von Maldeghem. Mit: Christoph Wieschke, Nikola Rudle, Janna Ramos-Violante, Tina Eberhardt, Sophie Mefan, Janina Raspe, Walter Sachers, Stefan Janauschek. Als Gascogner Kadetten: Mia Gerl, Muriel Glage, Lara Horvath, Paula Lischent, Melanie Maderegger, Flora Menslin, Franziska Stebler, Clara Stein, Maria Straßl. Fotos: SLT/ © Anna-Maria Löffelberger

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