
Foto: Schauspielhaus/ Eva-Maria Griese
Elisabeth Pichler. Die vornehmen Veroneser Familienväter der verfeindeten Montagues und Capulets sitzen bereits zu Beginn etwas ramponiert in einem heruntergekommenen Ballsaal herum und bejammern ihr Schicksal. Eine kleine Varietébühne mit rotem Samtvorhang im Hintergrund erweckt Neugierde: Was mag sich dahinter wohl verstecken? Der Balkon? Das Schlafgemach der Julia? Oder gar die Familiengruft? Das Bühnenbild von Susanne Ellinghaus, so einfach es auch scheint, birgt viele Überraschungen. Erstaunlich, wozu einfache Stühle oder selbst der Bartresen verwendet, teilweise sogar eher missbraucht, werden können.

Foto: Schauspielhaus/ Eva-Maria Griese
Zunächst stürmen voller Aggressivität Jugend-Gangs auf die Bühne, Rivalität liegt in der Luft. Doch Romeo hat andere Probleme: Seine angebetete Rosalinde will ihn nicht erhören. Da kommt als Ablenkung die Einladung zu einem Maskenball gerade recht. Während der äußerst amüsanten Vorbereitungen für dieses Fest lernen wir auch Julia samt Familie kennen.
Manuel Löwensberg und Maria Spanring als Romeo und Julia sind in dieser Inszenierung sehr moderne junge Menschen, sie verlieben sich schnell und heftig und warten dann doch voll Zweifel auf den erlösenden Telefonanruf. Oliver Hildebrand als hilfreicher Pater Lorenzo ist gleichzeitig auch Benvolio und besticht durch modische Kleidung.
Ulrike Arp übernimmt als Julias Mutter und frustrierte Ehefrau auch noch die Rolle der Amme.
Es gibt in jüngster Zeit eine Reihe neuer Shakespeareübersetzungen und Nachdichtungen von namhaften Schriftstellern. Catharina Fillers hat sich jedoch eine eigene Fassung erarbeitet und nur für den Prolog und die Liebesszenen die bekannte Schlegel-Übersetzung verwendet, so ergeben sich zwei Sprachebenen. Auch der Humor kommt in dieser Aufführung nicht zu kurz: „Ich suche in meiner Inszenierung auch nach einem Humor, der diese Geschichte verankert – im Herzen der Zuschauer.“
Catharina Fillers, die auf sehr erfolgreiche Inszenierungen von Kinderstücken, vor allem aber Jugendtheater verweisen kann, bringt das wohl bekannteste Shakespeare-Stück respektlos, locker und sogar etwas trashig auf die Bühne. Dabei bleibt die Romantik zwar etwas auf der Strecke, doch macht dies die Geschichte – besonders für junges Publikum – gut nachvollziehbar. Das Drama wird ohne Pause in 1 Stunde 40 Minuten durchgespielt und hinterlässt auf alle Fälle – auch in dieser modernen Deutung – einen tiefen Eindruck.
SCHAUSPIELHAUS SALZBURG – PREMIERE: 7. MAI 2009 / Mit: Ulrike Arp, Ogün Derendeli, Florian Eisner, Oliver Hildebrandt, Sven Kaschte, Manuel Löwensberg, Marcus Marotte, Thomas Pfertner, Georg Reiter, Maria Spanring, Bededikt Vyplel / Regie: Catharina Fillers / Ausstattung: Susanne Ellinghaus
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