Bereits zum dritten Mal gastiert die französische Compagnie Cie Akoreacro beim Winterfest im Volksgarten. Die Österreichpremiere ihres neuen, von Regisseur Pierre Guillois in Szene gesetzten Stücks über eine akrobatisch-chaotische Liebesbeziehung wurde am 4. Dezember 2019 stürmisch gefeiert.

Von Elisabeth Pichler
Wenn ein zierliches Mädchen bei strömendem Gewitterregen nachts alleine auf der Straße steht und eine Horde junger Männer auf sie zukommt, hilft wohl nur die Flucht. Dabei hätte Claire Aldaya das gar nicht nötig, denn im Laufe des Abends werden diese bärenstarken Männer von ihr immer wieder vernichtend geschlagen. Die Verfolgungsjagden und slapstickartigen Kampfszenen sind jedoch nur kleine Intermezzi, denn eigentlich wird eine Geschichte über die Turbulenzen des Ehealltags erzählt.
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Wir erleben die erste Begegnung der jungen Leute bei der Arbeit, ihre große Liebe, eine rauschende Hochzeit und Familienglück mit zwei Kindern, bevor Ehefrust und die Langeweile Einzug halten. Nach dem Kennenlernen am Fließband und einer raschen Hochzeit geht es aber erst mal ab ins gemütliche Heim, das von vielen fleißigen Händen liebevoll eingerichtet wurde.

Alles dreht sich um zwei Waschmaschinen, denn Schmutzwäsche fällt jede Menge an. Während sie sich (unterstützt von einer Horde Heinzelmännchen, die sie regelrecht auf Händen tragen) um den Haushalt kümmert, geht der Herr Papa mit den Kindern einkaufen. Die Eintönigkeit des Familienalltags setzt den beiden jedoch gewaltig zu und sie beginnen zu träumen. Während er in die Fänge einer verführerischen Drag-Queen gerät und sich in ihr Liebesnest hoch in den Lüften locken lässt, gönnt sie sich ein Schaumbad, bevor sie sich nach neuen Möglichkeiten umschaut.
Das elfköpfige Ensemble serviert diese schrille Liebesgeschichte mit Witz, Charme und virtuoser Akrobatik. Die Artisten fliegen kreuz und quer durch das Zirkuszelt und selbst Waschmaschinen, Kühlschränke und Badewannen trotzen – dank starker Arme – der Schwerkraft. Die Live-Musik ist ein wichtiger Teil dieses Programms, wobei sich die vier Musiker nicht davor scheuen, in Badedressen aufzumarschieren, wenn eine Szene im Hallenbad spielt.
Ich habe die Vorstellung, deren 80 Minuten wie im Flug vergehen, mit meiner 10-jährigen, äußerst kritischen Enkeltochter besucht und sie war – wie das gesamte Premierenpublikum – restlos begeistert und will nächstes Jahr auf alle Fälle wieder dabei sein. Im Foyer verabschiedeten sich neun Mitgliedern der Compagnie mit zündender Musik und schickten das Publikum mit Rhythmus, Schwung und viel positiver Energie auf den Heimweg. Ein phantastischer Abend, eine absolute Empfehlung für Jung und Alt.
„Dans ton cœur“ – Produktion: Association AKOREACRO. Inszenierung: Pierre Guillois, Léa de Truchis (Assistenz). Technischer Support: Fabrice Berthet, Yuri Sakalov. Choreografie: Roberto Olivan. Kostüme: Elsa Bourdin, Juliette Girard, Adélie Antonin. Circusszenographie: Jani Nuutinen Assistenz. Luftakrobatik: Alexandre De Dardel. Auf der Bühne: Claire Aldaya, Romain Vigier, Maxime Solé, Basile Narcy, Maxime La Sala, Antonio Segura Lizan, Pedro Consciência, Joan Ramon Graell Gabriel, Vladimir Tserabun, Eric Delbouys, Nicolas Bachet, Johann Chauveau. Fotos: Erika Mayer
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