Sandwich – Staatsmann, Inselgruppe und Zwischenmahlzeit

Matthias und sein modifiziertes Sandwitch | Foto: KTraintinger | Dorfbild.com

Mit dem Wort Sandwich benennen wir einen kleinen Imbiss, der aus zwei Brotscheiben besteht zwischen denen Wurst, Salat, Gemüse oder Käse gelegt sind. Die Bezeichnung geht zurück auf den 4. Earl of Sandwich, der im 18. Jahrhundert diese kleine Mahlzeit kreierte.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

John Montagu, 4. Earl of Sandwich (1718-1792) war ein vielseitig interessierter und umtriebiger Zeitgenosse. Mit 21 Jahren nahm er seinen Sitz im House of Lords ein. Mit 30 Jahren wurde er Erster Lord der Admiralität. Er war Diplomat und Staatsmann, interessierte sich für alte Kulturen, Geschichte, Astronomie, Numismatik, Latein und Altgriechisch. Und er liebte Sport, spielte Cricket, Tennis und segelte gerne.

Der Earl of Sandwich war auch ein Förderer des englischen Seefahrers und Südseeforschers James Cook (1728-1779), der auf seinen Reisen den Pazifik erforschte und kartografierte. Ihm zu Ehren benannte Cook eine von ihm entdeckte Inselgruppe im Pazifischen Ozean Sandwich Islands. Diese Benennung war jedoch nur von kurzer Dauer. Ende des 18. Jahrhunderts entstand auf diesen Inseln ein Königreich, das nach der größten Insel benannt wurde – das Königreich Hawaii. Im Jahr 1893 gründeten die Hawaiianer eine Republik, die fünf Jahre später von den Vereinigten Staaten annektiert wurde und seit 1959 der 50. Bundesstaat der USA ist.

In aller Munde ist der Earl of Sandwich noch heute wegen dem kleinen Imbiss, der nach ihm benannt wurde. Bei gesellschaftlichen Anlässen und in den Klubs der vornehmen Gesellschaft war es zu dieser Zeit üblich, Brot und Fleisch als Imbiss zu reichen. Während eines Kartenspiels ließ sich der Earl zwei Weißbrotscheiben mit Rindfleisch servieren. Er war ein leidenschaftlicher Kartenspieler und wollte das Spiel auf keinen Fall unterbrechen. Die zweite Scheibe Weißbrot ermöglichte ihm zu essen, ohne dass die Finger fettig wurden. So konnte er mit einer Hand essen und mit der anderen Hand die Karten halten. Nach einer anderen Version bevorzugte der Earl diese einfache Mahlzeit, damit er während der Arbeit essen konnte. Welche dieser beiden Versionen der Wahrheit entsprechen, ist bis heute offen.

Dieses neue Arrangement, Fleisch zwischen zwei Brotscheiben zu legen, erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Auch die Bezeichnung Sandwich verfestigte sich schon früh im allgemeinen Sprachgebrauch. Bereits im Jahr 1762 berichtet der englische Historiker Edward Gibbon (1737-1794) in seinem Tagebuch, wie in einem noblen Londoner Club die Mitglieder Sandwiches aßen und Punsch tranken. Im 19. Jahrhundert war das Sandwich auch in anderen Ländern Europas eine gern gegessene Zwischenmahlzeit und wurde in den Wiener Salons bei Veranstaltungen gereicht. So ist in der Wiener Allgemeinen Zeitung vom 15. Februar 1885 zu lesen, wie sich die Wiener Gesellschaft am Buffet einer Abendveranstaltung tummelte: Gegenwärtige und verflossene Minister, Diplomaten, Deputierte, Financiers, männliche und weibliche Mitglieder unserer Hoftheater, Schriftsteller, Maler, Bildhauer, elegante Frauen und anmutige Mädchen schlürfen am Buffet in buntem Gemisch eine Tasse Tee, essen ein Sandwich oder naschen ein Bonbon.

So wie mit der Zeit unzählige Varianten des ursprünglichen Sandwich kreiert wurden, so hat sich auch die Verwendung des Wortes Sandwich erweitert. Im heutigen Sprachgebrauch verwenden wir die Bezeichnung Sandwich für so ziemlich alles, was zwischen zwei Brotscheiben gelegt werden kann und essbar ist.

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