„Holzers Peepshow“ – trügerische Familienidylle

Peepshow

Mit Markus Köbelis tragikomischer Komödie über die Auswüchse des Turbo-Tourismus hat das Kleine Theater nach fast 4-monatiger coronabedingter Pause wieder seine Tore geöffnet. Die Lust auf humorvolle Unterhaltung scheint groß zu sein, denn die Premiere am 8. August 2020 war restlos ausverkauft, auch wenn das in Zeiten wie diesen nicht unbedingt ein „volles Haus“ bedeutet.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Holzers kämpfen auf ihrem paradiesisch gelegenen Bauernhof ums Überleben. Im Stall steht nur mehr eine Kuh und der Skilift im Winter fällt als Nebenerwerb aus, denn der ist jetzt vollautomatisiert. Gut, dass der 90-jährige Opa das nicht mehr mitbekommt. Er döst nur mehr vor sich hin und ist schon zufrieden, wenn er sein Süppchen schlürfen kann. Die Bäuerin strickt lustlos gegen die Langeweile an und der Bauer glotzt ebenso lustlos in die Röhre.

Besonders ärgerlich sind die Insassen der 20 Touristenbusse, die täglich vor ihrem Hof zwecks Pinkelpause anhalten, alles fotografieren und dann versuchen, durch das Fenster einen Blick auf die heile Welt der Landbewohner zu erhaschen. Da hat das Töchterchen, das gerade eine Banklehre absolviert, die rettende Idee. Man könnte doch für das „in die Stub‘n einischaun“ Geld verlangen. Da müsste man dann natürlich schon etwas bieten.

Aus den anfänglich etwas steifen Versuchen wird nach und nach großes Theater. Warum sollte man sich auch mühsam einen Text einfallen lassen, wenn das doch andere schon erledigt haben. Die Holzners bedienen nun lustvoll sämtliche Klischees, da darf weder die geblümte Küchenschürze noch der Opa mit Pfeife auf der Ofenbank fehlen. Bei Heidis und Klaras großer Genesungsszene darf sogar der Opa als Alm-Öhi mitspielen. Für die Japaner bringt man eine japanische Version vom Tonband und für die Amerikaner dieselbe Story eben als flottes Musical. Das Geld klingelt in der Kassa …

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