Das Salzburger Landestheater eröffnete am 12. September 2020 die neue Theatersaison mit der österreichischen Version von „How to get up from a chair“, einem in Haifa uraufgeführten Stück der Autorin und Regisseurin Ronnie Brodetzky. Wie bereits mit „Aquarium“ vor zwei Jahren begeistert die für ihre ungewöhnlichen Konzepte bekannte Israelin das Publikum erneut mit einem schwungvollen, sehr vergnüglicher Theaterabend.

Von Elisabeth Pichler
Ich muss gestehen, dass ich den Begriff „tutorial“ bisher nicht kannte. Daher schaute ich, wie heute üblich, im Internet nach. Um Ihnen diesen Weg zu ersparen, hier der Wikipedia-Eintrag: Mit dem englischen Lehnwort Tutorial [tuːˈtɔːɹiəl] (lateinisch tueri „beschützen, bewahren, pflegen“) bezeichnet man im neueren Sprachgebrauch eine schriftliche oder filmische Gebrauchsanleitung welche ein Thema, einen gewissen Vorgang oder eine Funktion erklärt. Tutorials sind besonders im Internet auf Videoplattformen zu finden.
Tutorials, welche sich beispielsweise auf ein Programm, Gerät o. ä. beziehen, werden häufig vom Hersteller selbst, in anderen Bereichen auch von erfahrenen Benutzern erstellt und ermöglichen es Neulingen – ähnlich wie bei einer individuellen Schulung – Erfahrung zu sammeln und ohne Lehrkraft schnell Ergebnisse zu erzielen. Häufig beziehen sich Tutorials auf einen gewissen Bereich eines umfassenderen Themas und dienen somit häufig der Einführung in ein Thema oder der Erklärung gewisser Themenabschnitte. ___STEADY_PAYWALL___
An diesem Abend erfährt man Nützliches sowie völlig Unnötiges, von einem energiegeladenen Ensemble mit Schwung, Humor und köstlichen Choreographien (Tal Cohn) serviert. Ein junges Pärchen (Patrizia Unger und Maximilian Paier) meint es besonders gut mit seinen Zusehern und versprüht „krass viel Liebe und Inspiration“. Sie scheinen genau zu wissen, wie eine gute Partnerschaft funktioniert, und geben daher mit „geilen Moves“ Anleitungen zum Glücklichsein. Genia Maria Karasek mimt eine nahe am Wasser gebaute Katzenliebhaberin, die per Online-Dating einen intelligenten, gutaussehenden Mann sucht, der natürlich auch Katzen lieben sollte. Da meldet sich Hanno Waldner, der verzweifelt versucht, ein Hemd richtig anzuziehen: „Ich mag Katzen!“ Damit beginnt eine Romanze, der wir bis in den stressigen Alltag mit Kind und Beruf folgen dürfen. Die Internet-Fragen „Wie packt man einen Koffer?“ und „Wie tauscht man ein Türschloss aus?“ kündigen das Ende des Familienglücks an. Martin Trippensee zeigt uns als Single-Mann, wie man effektiv und ohne Verletzungen durch die Tücken des Haushalts kommt. Für eine mit „gesunder Paranoia“ ausgestattete Kampfsportlerin (schlagkräftig Larissa Enzi) muss er als ihr Sparring-Partner Martin in die Rolle eines betrunkenen Russen schlüpfen, der ihr im Salzburger Nachtleben zu nahe kommt. An ihm demonstriert sie wirkungs- und schmerzvolle Techniken der Selbstverteidigung.
Während man noch überlegt, welche Szenen wohl erfunden und welche echt sein könnten, wird auf einer Leinwand eine Collage von Original-Tutorials gezeigt und stellt fest, dass es den sehr jungen Mann, der mit einer halbierten Orange das Küssen übt, scheinbar wirklich gibt. Auf YouTube gibt es eben für jedes Problem eine, wenn auch nicht immer richtige Lösung.
Die von Lea Mantel erarbeitet Salzburg-Fassung punktet durch schrille Kostüme (Ruth Miller), tolle Choreografien, enormes Tempo und viel Witz und ist daher auch für jugendliches Publikum absolut empfehlenswert.
„1000 Tutorials“ – How to get up from a chair von Ronnie Brodetzky. Bearbeitung und Übersetzung ins Deutsche von Lea Mantel. Inszenierung: Ronnie Brodetzky. Bühne und Kostüme: Ruth Miller. Choreographie: Tal Cohn. Musik: Ran Bagno. Mit: Larissa Enzi, Genia Maria Karasek, Maximilian Paier, Martin Trippensee, Patrizia Unger und Hanno Waldner. Fotos: © Tobias Witzgall/ SLT
Kommentar hinterlassen zu "„1000 Tutorials“ – „mega-crazy“, daher Daumen nach oben"