„G’scheit Bled“ – Klassiker österreichischen Kabaretts

Gscheit bled

v.l.n.r.: Theo Helm (Herr Travnicek), Bina Blumencron (Josefa), Wolfgang Kandler (Herr Reis)

Das Foyer des Schauspielhauses Salzburg eignet sich hervorragend für einen nostalgischen Wiener Kabarettabend, wobei eine Prise Bühnennebel für die früher obligatorischen Rauchschwaden sorgt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Herr Travnicek und Herr Reiß sind hier Stammgäste und sie sorgen mit der vor sich hin grantelnden Kellnerin Josefa für authentische Wiener Kaffeehausatmosphäre. Legendäre Doppelconférencen und bekannte Wienerlieder bescherten dem Publikum bei der Premiere am 11. Oktober 2020 einen kurzweiligen Theaterabend.

Von Karl Farkas sind mehrere Definitionen der Doppelconférence überliefert:

  • Eine Doppelconférence ist eine Conférence, die von zwei Künstlern gehalten werden muss, weil einer allein sich nicht traut, die Verantwortung zu übernehmen.
  • Eine Doppelconférence ist ein Dialog zwischen einem G’scheiten und einem Blöden, wobei der G’scheite dem Blöden etwas Gescheites möglichst gescheit zu erklären versucht, damit der Blöde möglichst blöde Antworten darauf zu geben imstande ist – mit dem Resultat, dass zum Schluss der Blöde zwar nicht gescheiter, aber dem Gescheiten die Sache zu blöd wird. Beide haben daher am Ende nichts zu lachen. Dafür desto mehr das Publikum.

An diesem Abend schlüpft Wolfgang Kandler in die Rolle des g’scheiten Herrn Reiß und Theo Helm darf sich als Herr Travnicek dumm stellen. Wenn er aber die Gitarre zur Hand nimmt, wird er schnell zum „Vorstadtcasanova“ oder zum „Marlon Brando mit seiner Maschin‘“. Ein absoluter Kabarett-Klassiker sind die „Levkojen“, die Travnicek seiner Schwiegermutter zum Namenstag schenken soll. Er weiß, dass er sich diesen Namen nie wird merken können, und so gibt sich Reiß wirklich alle Mühe, für ihn Eselsbrücken zu bauen. Doch Intellekt kann auch hinderlich sein. Die Erklärung der „Neutralität“ hat ebenso ihre Tücken, wenn man sich nicht nur mit „man muss sich aus allem heraushalten“ zufrieden gibt. Ob der Beruf des Statistikers wirklich sinnvoll ist, kann Herr Travnicek einfach nicht nachvollziehen, obwohl Herr Reiß so tolle Beispiele parat hat.

Bina Blumencron beobachtet gelassen die beiden Streithähne und serviert die großen Torten nur an den Fenstertischen: „Man muss ja zeigen, was man hat!“ Als Trio servieren sie eine abwechslungsreiche Mischung von klassischen Wienerliedern, aber auch modernen, wie „Jo heite grob ma Tote aus“ von Voodoo Jürgens und dem jazzigen Liebeslied über Kirschen ohne Kerne von Karl Hodina.

 I liaßat Kirsch’n fia di wachs’n ohne Kern
wann mia da Himme g’hörat, kriaga d‘ jed’n Stern
Wann i de Sunn derglenga tät, i möcht sie hol’n
und wann’s fia di is, hätt i scho des Fruahjahr g’stol’n.

Die Lieder wurden mit E-Gitarre musikalisch entstaubt und auch die Doppelconférencen enthalten immer wieder sehr heutige Spitzen. In Zeiten wie diesen dürfen natürlich Baby-Elefanten nicht fehlen. Das Publikum fühlte sich aber absolut sicher und konnte den Abend unbeschwert auf genau nummerierten Tischen und Stühlen genießen.

„G‘SCHEIT BLED“ – Klassiker österreichischen Kabaretts. Regie: Robert Pienz.
Mit: Bina Blumencron, Theo Helm, Wolfgang Kandler. Fotos: Schauspielhaus/ David Haunschmidt

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