Gans – Nutztier und Festtagsbraten

Gans

Gänse leben im November extrem gefährlich! | Foto: Karl Traintinger, Dorfbild

Das Wort Gans lässt sich bis in indogermanische Zeit zurückverfolgen und ist daher über 6.000 Jahren alt.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Das Wort Gans geht zurück auf germanisch *gans- „Gans“, das sich von indogermanisch *ghans- „Gans, Schwan“ ableitet. Die Gans wurde schon sehr früh innerhalb der Bauernhöfe und auf Weiden gehalten und war als Nutztier wertvoll, weil sich von ihr Eier, Federn und Fleisch verwerten lassen. Die Federn der Gans dienten als Füllmaterial für Pölster und Decken und wurden später auch als Schreibfedern verwendet, die Gänsekiele genannt wurden.

Die Flügel, der Hals und die Innereien der Gans werden Gänseklein genannt. Das Wort begegnet ab dem 18. Jahrhundert und ist eine Kürzung aus Gänsekleinod. Das Wort Kleinod findet sich seit dem 12. Jahrhundert und bezeichnete im Mittelalter kleine Dinge, zierliche und kunstreiche Gegenstände wie Bücher und Goldschmiedearbeiten, Schmuck oder Abzeichen auf Wappen und Helmen. Aus der Bedeutung „klein“ entwickelte sich die Bedeutung „Kleinheit“. Daher verwendeten die Schlachter und Fleischer das Wort Kleinod auch als Bezeichnung für die kleinen Schlachtteile und Innereien von Tieren.

Besonders zum Fest des Hl. Martin am 11. November wird traditionell gerne Gänsebraten gegessen, der entsprechend als Martinsgans oder in unseren Regionen Martinigansl bezeichnet wird. Der 11. November, der Martinstag oder Martini, war im Mittelalter nicht nur ein Festtag, sondern auch ein Markttag, ein Tag, an dem das Herbstgericht stattfand und Verwaltungsposten besetzt wurden. Mit dem 11. November endete das Wirtschaftsjahr und damit waren an diesem Tag Zahlungen und Abgaben fällig, die Martinisteuer, Martinsgeld, Martinigeld oder Martinizins genannt wurden. Oft waren diese Abgaben auch in Form von Naturalien zu leisten, die dann entsprechende Namen trugen, wie zum Beispiel Martinshenne, Martinihuhn, Martinigans, Martinsschaf, Martinshafer oder Martinsbrot.

Die Mehrzahl von Gans, das Wort Gänse, begegnet uns heute auch in verschiedenen Zusammensetzungen, wie Gänsehau…

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Dorfladen

1 Kommentar zu "Gans – Nutztier und Festtagsbraten"

  1. Hanns Mayr Hanns Mayr | 9. November 2020 um 19:16 |

    Ich freue mich jedes Jahr auf das Martinigansl! Es schmeckt am besten mit Rotkraut und Knödel und ausreichend Rotwein. Hoffentlich sind sie nach dem Lockdown noch zu bekommen!

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