Bernd Vogt: Missbraucht im Namen des Herrn

Bernd Vogt

Bernd Vogt | Foto: Privat

Autor: Bernd Vogt
Titel: Missbraucht im Namen des Herrn: Die Geschichte einer gestohlenen Kindheit in einer evangelischen Freikirche
ISBN: 978-3-7504-9210-3
Verlag: Books on Demand GmbH (BoD)
Erschienen: 2020

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Klappentext

Wie bringt man Eltern dazu, ihr 10-jähriges Kind allen Ernstes vor die Wahl zu stellen: »Wenn der Herr Jesus Mama und Papa geholt hat, wo willst du dann bleiben, bei Oma oder lieber bei Tante Helga«? oder völlig emotionslos zu sagen: »Wenn du erst in der Hölle bist, dann können wir dir auch nicht mehr helfen«! Willkommen in der Welt einer Evangelischen Freikirche.

Bernd Vogt wurde in eine streng gläubige christliche Gemeinschaft, der auch heute noch sein älterer Bruder als Prediger angehört, hinein geboren. Als er mit 16 Jahren den Ausstieg schafft, liegt ein neues, faszinierendes Leben als »Weltmensch« vor ihm. Noch ahnt er nicht, dass ihn die zerstörerischen Glaubenssätze, die ihm seit frühesten Kindertagen eingetrichtert wurden, viele Jahre später in Form schwerer Erkrankungen, Ängsten und Depressionen einholen sollten.

Mit seinem Buch gewährt er Einblicke hinter die Kulissen scheinbar harmloser evangelikaler Freikirchen, die der breiten Öffentlichkeit sonst verwehrt bleiben. Er berichtet von einer Kindheit, die er als Außenseiter in Schule und Gesellschaft erlebte. Es sind mal tief traurige Schilderungen, dann wieder urkomische Szenen, die er beschreibt; wie etwa sein verzweifelter Versuch, »im Freibad wie Jesus übers Wasser zu laufen« oder »das Gebirge vor seiner Haustür zu versetzen«. So entführt er die LeserInnen in eine groteske Parallelwelt – in ein Irrenhaus, das er Familie nannte, in eine »Heil«Anstalt, die er Gemeinde nannte.
Ein aufrüttelndes, überaus humorvolles Buch, das Nichtchristen wie Gläubige gleichermaßen zum Nachdenken anregt.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Was sich anfangs wie eine bitterböse Satire liest, führt den Leser mit zunehmender Lesedauer und Vertiefung in das Buch in die abstrusen Denkmuster einer Endzeitsekte. Fast unglaublich die Schilderung des Autors, dass die Sektenmitglieder regelmäßig den Blick Richtung Himmel richten, ob zwischen den Wolken schon der versprochene „Mann der Schmerzen“, wie der Autor Jesus bezeichnet, auftaucht und sie in die „Entrückung“ abholt, sprich, dass er seine auserwählten Gläubigen  in sein Reich mit nimmt.

Der Bericht spiegelt das Leben und die Manipulation von Kindern in fundamentalistischen Glaubensbewegungen wider und zeigt die Angst von abhängigen Menschen vor der ewigen Verdammnis und ihren ewig andauernden Qualen. Der Autor hatte zudem ständig Angst, dass seine „auserwählten“ Eltern jederzeit von Jesus abgeholt werden könnten und er als „Sünder“ alleine zurückbleiben müsste. Außerdem gefiel ihm die „sündige“ Welt – er wollte nicht weg, denn so sehr er sich auch bemühte, es belang ihm einfach nicht, den „Weltmenschen“ völlig abzuschwören und wünschte sich immer wieder ihre teuflische Lektüre (Comics, die Jugendzeitschrift Bravo,..) zu lesen und ihre sündhafte Musik (Beatles,Rockbands,…) hören zu können und träumte sogar davon, Alkohol zu trinken und Zigaretten zu rauchen, was in den Augen seiner Eltern ein Verführungsversuch des Teufels darstellte.

Der Sarkasmus des Buches ist eine Abrechnung mit seiner verlorenen Kindheit und ein Teil der Aufarbeitung seiner Traumen, die er durch den Missbrauch in der Sekte erlitten hatte.

Während ich anfangs über seinige seiner witzigen Formulierungen lachen musste, blieb mir beim weiteren Lesen das Lachen im Hals stecken, ob der Denkweise mitten in Europa im ausgehenden 20. Jahrhundert.

Vor allem begann auch ich Bibeltexte zu hinterfragen, die ja auch in der katholischen Bibel genau so nachzulesen sind, auch wenn viele heute nicht mehr herangezogen werden bzw. „umgedeutet“ werden. Wer jedoch in der „Offenbarung“ liest, findet die Apokalypse und ihre vier apokalyptischen Reiter, die den Weltuntergang ankündigen und dem Autor als Kind so viel Angst bereitet haben.

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