Das Wort Esel ist seit dem 9. Jahrhundert belegt und geht zurück auf lateinisch asinus „Esel“. Das Wort begegnet nicht nur als Bezeichnung für das Tier, sondern auch in Zusammensetzungen wie Goldesel, Drahtesel, Eselsbrücke oder Eselsohr.

Von Michaela Essler
Bei der Übernahme in die germanischen Sprachen wurde lateinisch asinus zu asilus umgeformt. Diese Form findet sich im Gotischen, der ältesten belegten germanischen Sprache aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Im Althochdeutschen verlor das Wort die lateinische Endung und wurde zu esil gewandelt.
In der christlichen Überlieferung ist der Esel positiv bewertet. Er gehört zu den Tieren, die in der Weihnachtskrippe stehen, Jesus ritt bei seinem Einzug in Jerusalem auf einem Esel und er war das Reittier von Maria, der Mutter von Jesus. Gleichzeitig gilt der Esel – so wie viele andere Tiere – als dumm und störrisch. So wird das Wort Esel auch als Schimpfwort mit der Bedeutung „Dummkopf“ gebraucht oder mit einem beigefügten Attribut ausgeschmückt, wie blöder Esel oder sturer Esel. Und auch der Ausdruck Eselei steht für eine dumme Handlung.
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Das Wort Esel verwenden wir in mehreren Zusammensetzungen, wie beispielsweise Goldesel, Drahtesel, Eselsbrücke und Eselsohr.
Der Goldesel ist ein Esel, den vermutlich viele von uns gerne hätten. Die Bezeichnung Goldesel geht zurück auf das Märchen Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack der Gebrüder Grimm und begegnet seit Ende des 18. Jahrhunderts. In diesem Märchen erhält ein Müllergeselle von seinem Meister zum Abschied einen Esel, der vorne und hinten Goldstücke ausspeit. Durch diese Geschichte wurde das Wort Goldesel ein Synonym für eine unerschöpfliche Geldquelle. Zu dem Wort hat der Volksmund eine Variante gebildet – den Geldscheißer.
Der Esel wurde als Arbeitstier in Mühlen eingesetzt, als Sackträger, Packtier (daher die Bezeichnung Packesel) und als Reittier. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Fahrräder auf den Markt kamen, verpasste der Volksmund diesen Gestellen scherzhaft den Namen Drahtesel, eine Bezeichnung, die sich bis heute im unserem Sprachgebrauch erhalten hat.
Das Wort Eselsbrücke begegnet ab dem 18. Jahrhundert und ist eine Übersetzung des lateinischen Ausdrucks pōns asinōrum „Brücke der Esel“ bzw. pōns asini „Brücke des Esels“, der aus der philosophischen und mathematischen Gelehrtensprache des Mittelalters entstammt und dort mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wurde. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte der Ausdruck in den allgemeinen Sprachgebrauch mit der Bedeutung „Schwierigkeit, vor der Unwissende zurückschrecken“. Diese Bedeutung geht auf eine Textstelle in der Naturalis Historia des römischen Gelehrten Plinius des Älteren (24-79 n. Chr.) zurück, der schreibt, Esel würden nicht über Brücken gehen, wenn sie durch die Brücke hindurch das Wasser unter sich sehen könnten.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts löste sich die Bedeutung des Wortes von seinen gelehrten Ursprüngen und wurde uminterpretiert als Hilfsmittel für Schüler. So steht in Meyers Großes Konversationslexikon von 1905-1909 zu lesen: Eselsbrücke, literarisches Hilfsmittel für Träge und Unbegabte, die den Schüler Mühe und Arbeit ersparen, statt ihn zur Arbeit zu erziehen. Heute hat das Wort die wertfreie Bedeutung „Gedächtnisstütze, Verstehenshilfe“. Dazu zählen vor allem die Merkverse, die wir in der Schule gelernt haben, wie beispielsweise 753 Rom schlüpft aus dem Ei für das Gründungsjahr der Stadt Rom im Jahr 753 v. Chr.
Und schließlich findet sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts das Wort Eselsohr. Dieser Bezeichnung liegt das Bild eines nach hinten gebogenen Ohres eines Esels zugrunde. Zunächst wurde mit Eselsohr die zum Zweck eines Merkzeichens sorgsam umgebogene Blattecke einer Buchseite bezeichnet. Heute verwenden wir das Wort im Allgemeinen für umgeknickte Blattecken, die durch sorglose Behandlung von Büchern und Heften entstanden sind.
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