Monika Helfer: Die Bagage

Monika Helfer @ Foto: Stefan Kresser - Deuticke Verlag

Monika Helfer @ Foto: Stefan Kresser - Deuticke Verlag

Autorin: Monika Helfer
Titel: Die Bagage
ISBN: 978-3-446-26732-9
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Erschienen: April 2020

Klappentext

Klappentext:

„Von uns wird man noch lange reden.“ Monika Helfers neuer Roman „Die Bagage“ – eine berührende Geschichte von Herkunft und Familie

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen.

Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft.

Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Einmal mehr stellte ich mir beim Lesen dieses Buches die Frage: War die gute, alte Zeit vielleicht gar nicht so gut?

Josef, der Mann von der schönen Maria, war ein Schlitzohr, der bereits vor dem Krieg mit „Geschäfterln“, die er mit dem Bürgermeister machte, seine Familie besser ernähren konnte. Als er 1914 als Soldat an die Front musste, glaubte er, so wie die meisten damals, dass er in wenigen Tagen wieder zurück sein würde. Dennoch bat er den Bürgermeister auf die Treue seiner Maria zu achten. Denn Maria war schön und zog damit die Männer in ihren Bann. Nicht nur der Bürgermeister stellte ihr nach, auch der Deutsche Georg, denn sie auf einem Markt in der Nähe von Bregenz traf, besuchte sie zwei Mal auf ihrem Hof im hinteren Bregenzerwald.

Beim ersten Heimaturlaub von Josef schwanger geworden, begannen die Mühlen der Moral im hinteren Eck des Vorarlberges gegen Maria zu mahlen. Der Pfarrer des Ortes wusste es ganz genau, dass nur der Deutsche der Vater des Kindes sein konnte und schrie das auch noch von der Kanzel und entfernte das Kreuz von ihrem Haus. Nie wieder ging Maria danach in die Kirche.

Und Josef weigerte sich nach seiner Rückkehr mit Ende des Krieges mit dem „Balg“ zu reden – und behielt das Schweigen gegenüber Grete bis zu seinem frühen Tod bei. Damals war Grete, gerade 7 Jahre alt und wie ihre Geschwister auch, Vollwaise, denn kurz vor dem Tod des Vaters, starb ihre Mutter an Krebs.

Das Buch behandelt undramatisch die Zeit um den ersten Weltkrieg und das Leben in Armut und Ausgrenzung. Es zeigt die fatalen Auswirkungen falscher Moralvorstellungen und Verleumdungen. Die Autorin beschreibt in diesem Buch  die Geschichte ihrer Herkunft und das Leben ihrer Großeltern und ihrer Onkel und Tanten. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig von der letzten lebenden Zeugin diese Familliengeheimnisse  zu erfragen und sie niederzuschreiben.

Ein empfehlenswertes Zeugnis, der nicht immer guten, alten Zeit.


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