Veraltete Verwandte – Muhme, Oheim, Base und Vetter

Zimmermann1913

Lebesmühlbacher Zimmermanngut Anthering 1913 | Archiv: Karl Traintinger, Dorfbild

Die Verwandtschaftsbezeichnungen Tante, Onkel, Cousine und Cousin wurden im 18. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt. Davor waren Verwandtschaftsbezeichnungen in Gebrauch, die zwischen der väterlichen und der mütterlichen Verwandtschaft unterschieden.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

In althochdeutscher Zeit finden sich für die Geschwister der Eltern die Bezeichnungen ōheim „Bruder der Mutter“, fetiro „Bruder des Vaters“, später Vetter, muoma „Schwester der Mutter“, später Muhme, und basa „Schwester des Vaters“, später Base. Diese genaue Unterscheidung zwischen den Verwandten mütterlicherseits und väterlicherseits war wichtig, da im germanischen Erbrecht für die Verwandten des Vaters und die Verwandten der Mutter unterschiedliche Ansprüche festgelegt waren.

Auch bei den Bezeichnungen für die Kinder der Brüder und Schwestern der Eltern wurde entsprechend unterschieden. So finden sich im Althochdeutschen die Ausdrücke ōheimsun „Sohn des Mutterbruders“, fetirenkind „Kind des Vaterbruders“, fetirensun „Sohn des Vaterbruders“, muomenkint „Kind der Schwestermutter“ und basūsun „Sohn der Vaterschwester“.

Die strenge Unterscheidung zwischen der Verwandtschaft des Vaters und der Verwandtschaft der Mutter löste sich im Spätmittelalter auf. Dadurch konnten die Bezeichnungen für die Verwandten freier verwendet werden.

So bezeichnete beispielsweise Vetter nicht mehr nur den Vaterbruder, sondern auch den Mutterbruder, den Sohn der Schwester oder den Sohn des Bruders, aber auch andere männliche Verwandte, wie etwa den Bruder des Großvaters. Der Verwandtschaftsgrad wurde nun durch Beifügungen näher benannt, wie beispielsweise ein weitläufiger Vetter oder ein naher Vetter. Die Bedeutung von Vetter weitete sich im Zeitverlauf immer weiter aus. Das Wort wurde zu einer Anrede, ohne dass eine Verwandtschaft bestehen musste. Vetter wurde als ehrende Anrede verwendet, als Ausdruck von empfundener Nähe zwischen zwei Menschen oder als Anrede zwischen zwei gleichgestellten Fürsten. Das Wort Vetter ist heute nicht mehr in Gebrauch, hat sich jedoch in den Zusammensetzungen

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