Die mehrfach preisgekrönte deutsche TV-Comedyserie „Der Tatortreiniger“ mit Bjarne Mädel ist längst Kult. Mit Edi Jäger als Heinz Schotte wurden nun drei der skurrilsten Einsätze zu einem Theaterstück verarbeitet, welches am 20. Mai 2021 Premiere feierte. Die kammerspielartigen Szenen überzeugen mit humorigen Dialogen und viel Situationskomik. Ein kurzweiliger, sehr vergnüglicher Abend.

Heinz Schotte kommt immer dann zum Einsatz, wenn es unappetitlich wird: „Meine Arbeit fängt da an, wo andere sich vor Entsetzen übergeben.“ Dann schnappt er sich seinen Koffer voller Chemikalien und klingelt an fremden Türen. In der ersten Szene „Nicht über mein Sofa!“ will man ihn erst gar nicht einlassen. Die feine, aber etwas schrullige, ältere Dame ist sehr vorsichtig. Vor kurzem wurde sie nämlich von einem Einbrecher überrascht, der aber auf der Flucht über die Treppe stürzte und dabei zu Tode kam.
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Als Schotte einen blutigen Golfschläger entdeckt, beginnt er, Fragen zu stellen, und das gefällt der betuchten Witwe gar nicht. In „Özgür“ trifft Schotte in einer Pension, in der ein Liebespärchen vom eifersüchtigen Ehemann ermordet wurde, auf die hochschwangere Julia Oberhauser, die ihm mit ihren „Übungswehen“ ganz schön zusetzt. Als sie stolz verkündet, dass sie ihren Sohn Özgür, was der „Der Freie“, „Der Unabhängige“ bedeutet, nennen werde, kommt es zu einer heißen Diskussion über Vorurteile. Schotte findet, dass dieser Name eine Angriffsfläche für Rassismus biete und dem armen Kind schon im Kindergarten das Leben schwer machen würde.

Nach der Pause – auch die gibt es endlich wieder – geht es in in der Episode „Der Fluch“ in ein altes Schloss. Hier soll Schotte den Fleck eines alten Selbstmordes entfernen und muss wegen eines seltsamen Fluches das Reimen lernen: „Denn wer in dem Gemäuer nicht unaufhörlich reimt, muss wieder vor die Tür und ist wie angeleimt.“

Edi Jäger ist die Rolle des Tatortreinigers Heinz Schotte, der jede Situation durch Aufgeschlossenheit und Neugier meistert, wie auf den Leib geschrieben. Seine Begeisterung für den Maserati der reichen Witwe ist ansteckend und sein Mitleid mit dem armen, noch gar nicht geborenen Özgür herzerwärmend. Anita Köchl spielt nicht nur die zwei eigenwilligen Damen, sie hat auch als beherzte Hebamme einen starken Auftritt. Magdalena Köchl kämpft vehement für das Recht, ihrem Kind den schönen Namen Özgür zu geben. Klaus Eibensteiner sorgt am Klavier für die stimmige Untermalung und hat auch kleinere Auftritte, so etwa als Geist des Ururgroßvaters, von dem der grausame Reim-Fluch stammt.

Die Autorin Mizzi Meyer ist auch bekannt als Theaterautorin Ingrid Lausund, deren Stücke „Bandscheibenvorfall“ und „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ vor einigen Jahren im Schauspielhaus Salzburg zu sehen waren. Sie schafft immer wieder die Balance zwischen humorvollen Dialogen und der Auseinandersetzung mit brisanten gesellschaftlichen Themen. Zwischen 2011 und 2018 wurden sieben Staffeln mit insgesamt 31 Folgen der Comedyserie ausgestrahlt. Es spricht also nichts gegen einen Tatortreiniger Teil zwei mit Edi Jäger als liebenswertem Heinz Schotte.
„Der Tatortreiniger“ von Mizzi Meyer alias Ingrid Lausund. Regie: Giora Seeliger. Mit: Edi Jäger, Anita Köchl, Magdalena Köchl und Klaus Eibensteiner. Fotos: Kleines Theater/ Ernest Stierschneider
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