Herzlicher Beifall brandet auf, als Intendant Carl Philip von Maldeghem die Bühne betritt, um sich beim Publikum für das Kommen zu bedanken. Er berichtet von dem spontanen Beschluss, das Musical „Cabaret“ in den Spielplan aufzunehmen, da es für ihn das „Stück der Stunde“ sei. So feierte die amerikanische Musical-Legende Cabaret, deren Verfilmung mit Liza Minnelli 1973 mit acht Oscars ausgezeichnet wurde, am 21. Mai 2021 im Salzburger Landestheater Premiere und ließ wie beabsichtigt, „die Abgründe der Welt“ zumindest vorübergehend vergessen.

Der Conférencier stellt uns die bunte Truppe, die im Kit Kat Klub für erotische Unterhaltung jeglicher Art sorgt, einzeln vor. Neben den kessen Girls mit den unterschiedlichsten Vorlieben machen auch der wilde Texas und der zarte Bobby gute Figur. Der Star aber ist die englische Sängerin Sally Bowles, die allen Männern den Kopf verdreht. So auch dem jungen, talentierten, doch leider brotlosen amerikanischen Schriftsteller Bradshaw. Sie drängt sich mit Charme und Geschick in sein Leben und steht bald schon mit ihren Koffern vor seiner Tür in der Pension Schneider.
Die Pensionswirtin, Fräulein Schneider, wird von dem jüdischen Gemüsehändler, Herrn Schultz, umworben. Als sie endlich einwilligt, kommt es zu einer große Verlobungsfeier. Doch beiden Paaren ist kein Glück beschieden. Die Beziehung von Sally und Bradshaw scheitert an den nur schwer zu vereinbarenden Lebenskonzepten und der völlig unterschiedlichen Einschätzung der Lage in Deutschland. Nach der verpatzten Verlobungsfeier wird Fräulein Schneider schnell klar, dass ihre Liebe zurzeit keine Zukunft haben kann, auch wenn Herr Schultz ständig wiederholt: „Das geht vorbei.“
In Andreas Gergens Inszenierung liegt das drohende Unheil schon in der Luft, darüber können auch die vielen Discokugeln und das goldene Klavier auf der fast leeren Bühne nicht hinwegtäuschen. Für die intimen Szenen reichen ein paar Türen. Die Boys und Girls des Kit Kat Klub sitzen dabei stets als Beobachter im Hintergrund, mal in kessen Kostümen, dann wieder ganz bieder, in Staubmänteln.
Frech, verführerisch, zynisch und leicht dämonisch begrüßt Georg Clementi bei der Premiere als Conférencier das Publikum: „Willkommen, bienvenue, welcome!“ Tags darauf darf dann Marco Dott in diese Rolle schlüpfen, denn viele Rollen wurden doppelt besetzt. So werden sich auch Sophie Mefan, die als Temperamentbündel mit toller Stimme überzeugt, und Patrizia Unger als Sally Bowles abwechseln. Gregor Schulz ist ein ruhiger, besonnener Bradshaw, der die Ambitionen seiner Freundin absolut nicht verstehen kann. Entzückend Fräulein Schneider (Britta Bayer) und Herr Schultz (Axel Meinhardt), als in die Jahre gekommenes Liebespaar.
Aus den Mitgliedern des Mozarteumorchsters Salzburg hat sich „The Orchestra“ formiert. Gabriel Venzago dirigiert die reduzierte Orchesterfassung von Chris Walker mit Schwung und Elan.
„Cabaret“ beschreibt mit den Gesangstexten von Fred Ebb und der Musik von John Kander das flirrende Lebensgefühl im Berlin der späten 20er Jahre, wobei sich politisch schwere Zeiten bereits ankündigen. Die revueartigen Songs und die tollen Tanzeinlagen sind Garant für einen, von vielen schon sehnsüchtig herbeigesehnten, beschwingten Theaterabend.
„Cabaret“ – Musik von John Kander. Gesangstexte von Fred Ebb. Buch von Joe Masteroff nach dem Stück „Ich bin eine Kamera“ von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood. Inszenierung und Raum: Andreas Gergen. Musikalische Leitung: Gabriel Venzago / Wolfgang Götz. Choreographie: Josef Vesely, Kate Watson. Kostüme: Stephanie Bäuerle. Mit: Georg Clementi / Marco Dott, Gregor Schulz / Skye MacDonald, Matthias Hermann / Maximilian Paier, Britta Bayer, Axel Meinhardt / Christoph Wieschke, Julia-Elena Heinrich, Sophie Mefan / Patrizia Unger, Martin Trippensee, Alessandro Visentin. Kit Kat Klub Girls: Tina Eberhardt,Andrea Graf, Melanie Haberlander, Julia-Elena Heinrich, Kate Watson, Aaron Röll, Josef Vesely. Video: SLT / Fotos: SLT – Anna-Maria Löffelberger


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