Von Hieb zu Hieb

Von Hieb zu Hieb

A Sandlapassion von Friedrich Heller und Gottfried “Laf” Wurm

Anlässlich des 75-igsten Geburtstages des Marchfelder Künstlers starten wir diesmal mit der digitalen Präsentation des 1981 in der Marchland-Presse in Lassee gedruckten Buches. Es ist schon lange vergriffen, wir möchte es aber unseren Lesern als Online-Version zur Verfügung stellen.

Von dem Biachl san 500 Biacha gmocht wuan, a jeds hod a Numa. Zwa Sandla haums untaschriem. Druckt haum ses in Lassee, von wo da Waraschitz-Poidi hea is. Des Biachl hod de Numa: 332

LEBNS-INHOITS-VAZEICHNIS

Wos is, wos woa, wos woa is

Im 1. Hieb bin i gebuan,
im II. greaßa wuan.
Im III. is mei Mamschal gstuam.
Vom IV.haums mi klanan Buam
in V. zogn aun beide Uan.
Im VI. hob i gleant es Schpuan,
im VII. wias an unrecht tuan.
Im VIII. krimst di wia a Wuam.
Im IX. hob i Rache gschwuan.
Im X. schteht da Wossatuam.
Im XI. lingan d´easchtn vuan.
Im XII. wieda gibts vü Huan.
Im XIII. hob i man Mongn vaduam.
Im XIV., do bin i narrisch wuan.
Im XV. heast aufn Gleis de Radln suan.
Im XVI. kaunst nua mea gluan.
Im XVII., do kriagst an Zuan.
Im XVIII. wa i beinoh dafruan.
Im XIX. brauchst a Vateidigung und net an Schtuam.
Im XX. gibts Einzelstick und Ganituan.
Im XXI., do tans da in de Venan buan.
Im XXII. mechst mit dein Schicksoi muan.
Im XXIII. hod se mei Schpua valuan …

So hob i glebt in dera Schtod,
wos mi von Hieb zu Hieb vaschlogn hod.

Der 1. Hieb

Mia haums ois Kind dazöht,
daß, wia i kuma bin auf´Wöt,
häd i kan Muxa gmocht.
De Hebam hod nua glocht:
“Mia scheint, dea wü net lem.
Dem Baungad wean mas gem!”
Sie hod mi pockt beim Krogn
und hod mi so laung gschlogn,
daß mi, wia i hob pläat,
im gaunzn Hieb haum gheat. –
Waun i dawischad de Madam,
dea zohlad i des ham!

WAUNST NET VASCHTAUNDN HOST

Waunst net vaschtaundn host,
daun bist du do ois Gost.
Wos soi i da eakläan?
Du muaßt de Schproch eascht hean
in iara Melodie.

Waunst net vaschtaundn host,
daun was des beste fost,
fois di boa Weata schtean,
du kumst auf gaunz noch Wean
und lebst und schtiabst wia i.

Die Marchland-Presse ist eine 1979 gegründete Privatdruckerei, die mit musealen Maschinen arbeitet. Sie wird von Gottfried “Laf” Wurm (Maler und Grafiker, Buchbinder), Friedrich Heller (Schriftsteller, Setzer) und Hans Kurt Winter (Kunstfreund, Drucker) betrieben.

Zu diesem Buch:

Mit Schlägen zum Leben erweckt (I) steckt der Erdenbürger Zawadil schlagartig weitere Schicksalsschläge ein. Er verliert durch eine Intrige seine Eltern, wird wegen einer Lappalie (IV) in eine Erziehungsanstalt gesteckt (V), verliert nach ein paar Tagen seine Lehrstelle auf Grund einer falschen Verdächtigung (VI). Endlich, als Hehler bei einer Stoßpartie (VII) kann man ihn eines Deliktes bezichtigen. In der Strafanstalt ist er die Spottfigur der professionellen Verbrecher (VIII). Wieder in Freiheit wird er vor einem Modegeschäft von Betrunkenen seiner Kleider beraubt (IX) und landet erneut wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Verstoßes gegen die Sittlichkeit in polizeilichem Gewahrsam. Dort, wo Zawadil nicht geschlagen wird, schlägt er sich selbst recht und schlecht durch das Leben. Als Altmetall- und Leergutflaschensammler lebt er auf Märkten und Umschlagplätzen der menschlichen Gesellschaft von Resten und Abfällen. Ein Mann mit der typischen “Gemütlichkeit” als Aushängeschild, will den Sandler und seinesgleichen heimtückisch vergiften (XIII). Aus dem Gereine alter Frauen erfährt Zawadil zufällig über seine Herkunft (XIV). Sein Geschick nicht mehr begreifend, lässt er sich zu Affekthandlungen hinreißen und wird in der Folge in Wiens bekannte Nervenheilanstalt eingeliefert. Entlassen, setzt er sich dem Willen seines Schicksals, nun selbst willenlos geworden, aus. Aber nein, er wird nicht erlöst. Ein Hund rettet ihm das Leben (XVIII). Notgedrungen verkauft er für ein begehrtes Fußballspiel Eintrittskarten, die gefälscht waren. Zawadil wird verhaftet, während der wahre Täter das Weite sucht (XIX). Als Blutspender aber, wird Zawadil, der nichts als Schläge empfangen hat, zum Gebenden, rettet andere vor dem Tode und erhält sich selbst am Leben. Es ist dies die Passion eines Unheiligen. Die biblischen Gestalten erscheinen verfremdet oder anachronistisch (Pilatus, Barabbas sowie Veronika und die Sünderin) genauso wie sich der Handlungsablauf gegenüber dem klassischen Vorbild umkehrt: Der “Held” der Geschichte wird zu Beginn zum Leben verurteilt, und er begegnet seiner Mutter als diese bereits tot war. Es ist dies mehr oder weniger eine Odyssee durch die Wiener Bezirke (im Volksmund “Hieb” genannt), die auch die einzelnen Stationen dieser Passion darstellen: Ein Mensch auf seinem Lebensweg, begleitet von der Sehnsucht nach Liebe, die er in dieser Stadt der goldenen Herzen nicht findet.

Dorfzeitung.com

Die Dorfzeitung abonnieren

Die Dorfzeitung braucht eine Community, die sie unterstützt. Freunde helfen durch ein Abo (=Mitgliedschaft). Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben. Herzlichen Dank für Deine/ Ihre Mithilfe!

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Diesen Artikel empfehlen. Teilen mit:

Visits: 6

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "Von Hieb zu Hieb"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*