„Agnes“ – Theater (Off)ensive Salzburg

Der Dramatiker und Drehbuchautor John Pielmeier begann seine Karriere als Schauspieler, bevor er 1979 mit „Agnes of God“ („ Das Lamm Gottes“) den amerikanischen Dramenwettbewerb „The Great American Play Contest“ gewann. 1982 ging das Stück an den Broadway. Die Verfilmung (1985 mit Jane Fonda und Ann Bancroft) wurde für den Writers Guild of America Award (bestes Drehbuch) nominiert. Alex Linse, der künstlerische Leiter der Theater (Off)ensive, zeichnet sowohl für die Übersetzung als auch für die Inszenierung verantwortlich.

Das Stück basiert auf einem realen Fall, der in den 1970er Jahren in einem Konvent in Brighton, New York, passiert ist. Der Titel ist ein Wortspiel mit der lateinischen Phrase Agnus Dei (Lamm Gottes). In einem Kloster wurde ein Neugeborenes tot in der Zelle der jungen Nonne Agnes gefunden. Die Psychiaterin Dr. Martha Livingston wird vom Gericht beauftragt, den Geisteszustand der jungen Frau zu untersuchen, denn Agnes kann sich angeblich weder an die Geburt noch an die Zeugung erinnern. Sie steht diesem Auftrag anfangs durchaus kritisch gegenüber, trifft sie doch auf eine Mauer des Schweigens. Die streng gläubige Äbtissin des Klosters will Agnes vor weiteren Belastungen schützen, glaubt sie doch, dass Agnes von Gott berührt sei. Dr. Livingston gelingt es jedoch, langsam das Vertrauen der jungen Novizin zu gewinnen, und so erfährt sie mehr über deren streng behütetes Leben und ihre Besessenheit von Gott. Eine Hypnose bringt die dunkelsten Geheimnisse aus der Vergangenheit ans Licht und stellt sowohl die strenge Religiosität der Äbtissin als auch die Rationalität der Psychiaterin in Frage.

Foto: Theater(OFF)ensive AGNES Gritzner (Agnes) Gschnitzer (Äbtissin)

„Babys kommen, wenn ein Engel einer Mutter etwas ins Ohr flüstert“, glaubt die junge Novizin Agnes. Aus ihrem Mund klingt dieser Satz absolut glaubwürdig und keinesfalls lächerlich. Katharina Gritzner überzeugt mit ihrer Naivität nicht nur Dr. Livingston, auch das Publikum ist berührt von so viel Unschuld. Alexandra Tichy ist eine zwar herbe Dr. Livingston, doch kann auch sie dem kindlichen Charme von Agnes nicht widerstehen. Die großen Wortduelle liefert sie sich mit Julia Gschnitzer, der ehrwürdigen Mutter. „Sie lassen Agnes in Ignoranz leben, das ist ein Gefängnis, ein Irrenhaus“. Diese versucht zwar mit allen Mitteln, Schwester Agnes zu beschützen, doch ist sie gar nicht so weltfremd, wie sie anfangs erscheint. Schließlich hat auch sie ein Vorleben, Witz und Schlagfertigkeit sind ihr nicht abzusprechen.

Foto: Theater(OFF)ensive AGNES Katharina Gritzner als Novizin Agnes

Das Bühnenbild (Jan Hax Halama) besteht aus weißen, raschelnde Stoffbahnen, die nach und nach  heruntergerissen werden, wenn immer mehr Wahrheit ans Licht kommt. Drei großartige Schauspieler in einem vielschichtigen Stück, in dem zwei Welten gegeneinander antreten, die des Glaubens und die des logischen Denkens. „Was wir an Logik gewonnen haben, haben wir an Glauben verloren.“

„Agnes“ (Agnes of God) – von John Pielmeier / Österreichische Erstaufführung, Deutsch von Alex Linse, Theater (Off)ensive /  Inszenierung: Alex Linse / Ausstattung: Jan Hax Halama / Dramaturgie: Gaby Berginz-Plank / Technik: Hanna Keimelmayr / Mit: Julia Gschnitzer, Alexandra Tichy, Katharina Gritzner

Foto: Theater(OFF)ensive AGNES 2 Gritzner (Agnes) Tichy (Dr. Livingstone)

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