Henry Kreisel: Das ist dem Walzer egal

Henry Kreisler

Henry Kreisler

Autor: Henry Kreisel
Übersetzung: Sebastian Raho
Titel: Das ist dem Walzer egal
ISBN: 978-3-99029-440-6
Verlag: Wieser Verlag GmgH
Erschienen: 2021 (deutsche Übersetzung)

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Klappentext:

Mitte der 1930er: Jakob Grossmann hält sich nicht für einen außergewöhnlichen Mann. Er ist etwas dicklich, schon etwas älter und ist ein einfacher Fabriksarbeiter in Toronto. Sein großer Traum ist es, ein letztes Mal seine Familie in Wien zu sehen. Denn Jakob wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im österreichischen Galizien in eine jüdische Familie hineingeboren. Während seine Familie vor Gewalt und Krieg nach Wien flüchtete, versuchte er sein Glück in Kanada. Jakob Grossmann ist kein reicher Mann, aber wer weiß das schon – im fernen Wien? Jakob hingegen scheint nicht zu wissen, dass in Österreich vor kurzem noch ein Bürgerkrieg wütete und nun eine neue Ordnung herrscht.

Henry Kreisel musste 1938 seine Heimatstadt Wien verlassen und konnte über mehrere Stationen nach Kanada gelangen. Dort hat er als Schriftsteller und Universitätsprofessor für Literatur sein Œuvre der Vermittlung zwischen Kulturen gewidmet. In diesem Roman bietet er einen außergewöhnlichen Einblick in das Wien der 1930er-Jahre und besonders in das Wiener jüdische Leben kurz nach dem österreichischen Bürgerkrieg und unmittelbar vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Dieses Buch, das eine vergangene Stadt auferstehen lässt, stellt dabei Fragen zu Migration, Flucht und Identität, die heute relevanter sind als je zuvor.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Jakob, von seiner jüdischen Familie „Jankel“ genannt, erfüllt sich seinen langjährigen Traum: Seit er vor 33 Jahren von Europa nach Kanada ausgewandert ist, hat er seine Verwandten, besonders aber seine Mutter, nicht mehr gesehen. Jetzt 1935, kehrt er zurück nach Wien, wo seine Mutter und seine Geschwister mittlerweile leben. Lange hat er dafür gespart – und er hat seine Verpflichtungen alle erfüllt: Seine Kinder sind erwachsen, seine Frau ist leider verstorben und seine Firma karenziert ihn für diese Reise.

Er hat auch nichts besonderes erreicht, obwohl er fleißig und sparsam war und fühlt auch als „Nichts Besonderes“.

Nur einmal möchte er aus diesem Alltag ausbrechen und für etwas Besonderes gehalten werden. So kehrt er als angeblich „reicher Mann“ nach Wien zurück. Obwohl er es nie ausdrücklich sagt, gehen alle davon aus, dass er viel Geld hat – und er lässt sie in dieser Fehlannahme, denn er hat auch einiges getan, um als „reich zu gelten“….

Er wird in seiner Familie in Wien liebevoll aufgenommen, bis zu den Tag, als ein Unglück passiert und alle von ihm erwarten, dass er ihnen finanziell unter die Arme greift.

Ein unwahrscheinlich Aussage kräftiges Buch über einen „verlorenen Sohn“, der eigentlich als Fremder zurückkommt und auch fremd bleibt, denn in erster Linie wird er als der „reiche Verwandte aus Übersee hofiert“, von dem sie sein Image auskosten und sein Geld erwarten….

Das englische Buch „The rich man“ wurde 1948 erstmalig veröffentlicht und 2021 hat es der Schriftsteller und Übersetzer Sebastian Raho sehr gelungen in die deutsche Sprache übersetzt.

Neben der eigentlichen Handlung werden Bürgerkrieg ähnliche Zustände in Wien nach der Ermordung von Dollfuss, die um sich greifende Armut und der zunehmende Antisemitismus thematisiert.

Ein absolut lesens- und empfehlenswertes Buch.


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