Eine mit Spannung erwartete „Wiederaufnahme-Premiere“ fand am 12. Februar 2022 im Salzburger Landestheater statt, denn die Vorstellung war zugleich die Salzburger Erstaufführung des kaum gespielten Duetts „Pamina, wo bist du?“, das auf einen Entwurf von Wolfgang Amadeus Mozart zurückgeht. Ich habe die Inszenierung von Christiane Lutz bereits vor einem Jahr im Stream (mit etwas anderer Besetzung und einem hinter der Bühne versteckten Chor) gesehen. Das Publikum genoss das Live-Erlebnis und spendete kräftig Applaus.

Zur Ouvertüre wird die Vorgeschichte erzählt, der Streit um die Macht zwischen dem Sonnenpriester Sarastro und der Königin der Nacht. Der Besiegten wird schließlich ihre Tochter geraubt. Um sie Sarastro wieder zu entreißen, schickt sie den jungen Prinzen Tamino auf die Suche nach ihr. Gemeinsam mit dem Vogelfänger Papageno macht sich Tamino auf den gefährlichen Weg zum Tempel des vermeintlichen Bösewichts. Drei Knaben, eine Zauberflöte und ein Glockenspiel kommen immer dann zum Einsatz, wenn es für das ungleiche Paar nicht mehr weitergeht. Tamino und seine Pamina bestehen alle Prüfungen mit Bravour und erlangen so Weisheit und Liebe und dürfen nun das Gleichgewicht der Mächte wiederherstellen. Papageno hingegen ist mit seiner Papagena vollauf zufrieden.
In der Inszenierung von Christiane Lutz herrscht Endzeitstimmung. So fällt Prinz Tamino anfangs vom Himmel und landet in einer unwirtlichen Gegend. Später kommen Gärtner mit Besen, Schaufeln, ja sogar Laubbläsern zum Einsatz, um Sarastos Weisheitstempel zu säubern (Bühne: Christian Tabakoff). Luke Sinclair ist ein sehr heiterer, umgänglicher Prinz in Jeans und Holzfällerhemd. Erst als er um seine Pamina wirbt, wirft er sich in Schale. Als Ersatz für die erkrankte Laura Incko konnte die in Salzburg bestens bekannte Sopranistin Laura Nicorescu gewonnen werden. Alina Wunderlin lässt als Königin der Nacht bravurös die Koloraturen blitzen. Samuel Pantcheff ist ein sehr robuster Papageno, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt, außer man nimmt ihm seine entzückende Papagena (Hazel McBain) weg. Großartig die drei Damen (Anne-Fleur Werner, Olivia Cosio und Laura Rieger), die den Prinzen so anziehend finden, dass sie als Kampfmaschinen mit Stirnlampen in den Tempel eindringen, um ihn zu befreien.
Gabriel Venzago dirigiert das Mozarteumorchester Salzburg mit so viel positiver Energie, dass es die Musiker richtiggehend beflügelt. Auch beim Schlussapplaus versteht er es, wie schon nach seinem Einspringen für den erkrankten Leslie Suganandarajah bei der Premiere von „Macbeth“ in der Felsenreitschule, Ensemble und Publikum mitzureißen. Ein voll besetztes Haus, endlich wieder ein Opernabend wie früher, welche Wohltat.
„Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Deutsche Oper in zwei Aufzügen. Libretto von Emanuel Schikaneder. Musikalische Leitung: Gabriel Venzago. Inszenierung: Christiane Lutz. Bühne: Christian Tabakoff. Kostüme: Dorothee Joisten. Choreographie: Volker Michl. Videoinstallation: Martin Andersson. Dramaturgie: Katrin König, Thomas Rufin. Mit: Andrew Munn, Luke Sinclair, David Fischer, Raimundas Juzuitis, Helmut Bogengruber, Chong Sun, Samuel Pantcheff, George Humphreys, Alina Wunderlin, Laura Incko (Einspringerin: Laura Nicorescu), Anne-Fleur Werner, Viktoria Liashkevich, Olivia Cosío, Laura Rieger, Annalena Huber, Filip Köpke, Muriel Glage,Alisa Rotthaler, Anna Schachner, Maria Strassl, George Humphreys.Samuel Pantcheff, Hazel McBain, Franz Supper, Alexander Hüttner, Rudolf Pscheidl, Horst Zalto. Mozarteumorchester Salzburg. Chor des Salzburger Landestheaters. Fotos: © Anna-Maria Löffelberger/ SLT

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