“Romeo und Julia“ – Ballettabend im Salzburger Landestheater

Wir befinden uns in einer Ballettschule mit riesiger Spiegelwand. Nach und nach treffen gutgelaunt die Eleven ein, sie üben an der Stange, zeigen ihr Können, die jungen Männer messen ihre Kräfte. Die heitere Stimmung wird etwas getrübt, als eine Neue ankommt, mit Mutter und finster blickendem Cousin als männlichem Schutz. Die junge Tänzerin überzeugt den Ballettmeister mit ihrem Können und bekommt die Hauptrolle in dem neuen Stück, welches gerade geprobt wird: „Romeo und Julia“.

Peter Breuer und Andreas Geier erzählen also eine Geschichte in der Geschichte, denn die junge Tänzerin verliebt sich natürlich in einen schönen, jungen Tänzer. Wie im Original sind auch in der modernen Version die Familien verfeindet, gehören sie doch verschiedenen Kulturkreisen an. Zur Premiere erscheinen die beiden sehr unterschiedlichen Familien, erst sitzen sie relativ friedlich nebeneinander, doch schließlich kommt es zum Eklat. Realität und Fiktion vermischen sich, die Geschichte wird zunehmend abstrakter und gipfelt schließlich in einem überraschenden, furiosen Finale.

Dorin Gal, mit dem Peter Breuer sehr gerne zusammenarbeitet, hat einen großen, weiten Bühnenraum geschaffen. Die surrealen Situationen werden mit Spiegeln noch verstärkt, der Wolkenhimmel zeigt die innere Unruhe der Protagonisten. Die „Türme der Macht“, Symbole für die verfeindeten Familien, schieben sich immer wieder ins Bild und bieten Raum für grandiose Szenen, hier wird gekämpft, geliebt und auch gestorben.

Das großartige Ballett-Ensemble begeistert durch schwungvolle Tanznummern, eindrucksvolle Fechtszenen und liebliche Tänze, stets begleitet von der kraftvollen Musik Prokofjews. Peter Breuers virtuos choreographierte Pas de deux sind stets eine große Herausforderung für Tänzerinnen und Tänzer.  Lilija Markina verkörpert eine zarte, unschuldige, sehr lebenslustige Julia, eine großartige, ausdrucksstarke Tänzerin mit außerordentlicher Bühnenpräsenz. Ihr zur Seite Daniel Asher Smith als kraftvoller Romeo. Alexander Korobko als Tybalt kann diesmal, mit stets finsterem Blick, als Bösewicht überzeugen. Unbeherrscht tyrannisiert er als Oberhaupt der fundamentalistischen Familie die ihm anvertrauten Damen, einfach zum Fürchten. Christina Uta als Julias Mutter hat ihren großen Auftritt nach Tybalts Tod, eine grandiose Trauerszene. Anna Yanchuk als Julias Freundin und Marian Meszaros als Mercutio glänzen in der Briefszene.

Die einfühlsame Lichtregie (Peter Breuer und Eduard Stipsits) sorgt für wunderbare, stimmungsvolle Bilder. Ein beeindruckender Ballettabend mit einem furiosen Schlussbild. Verdienter, begeisterter Beifall für das Ensemble, Peter Breuer und sein Team.

„Romeo und Julia“ – Ballett von Peter Breuer und Andreas Geier / Musik: Sergej Prokofjew / Choreographie: Peter Breuer / Ausstattung: Dorin Gal / Dramaturgie: Andreas Geier / Besetzung: Lilija Markina, Kristina Kantsel, Anna Yanchuk, Kate Watson, Eriko Abe, Steophanine Ricciardi, Christina Uta, Maria Gruber, Daniel Asher Smith, Vladislav Koltsov, Marian Meszaros, Hudson de Oliveira, Alexander Korobko, Tuomas Hyvönen, Junior Demitre, Josef Vesely / Fotos: Jürgen Frahm


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