Michael Niavarani, österreichischer Kult-Kabarettist mit persischen Wurzeln, hat die französische Filmkomödie „Cherchez la femme“ (2017) von Sou Abadi für die Bühne bearbeitet und selbst in Szene gesetzt. Am 6. März 2022 konnte mit nur einwöchiger Verspätung am Salzburger Landestheater Premiere gefeiert werden. Beste Stimmung und viel Applaus für eine temporeiche Verwechslungskomödie mit Tiefgang.

Alexander und seine Freundin Leila studieren Politikwissenschaften und haben sich für ein Praktikum bei der UNO in New York beworben. In drei Wochen soll es losgehen. Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass Leila Alexanders Eltern kennenlernt. Er ist sich nämlich nicht sicher, wie seine feministische Mutter auf sie reagieren wird: „Eine Araberin für ihren persischen Prinzen?“ Doch so weit kommt es gar nicht, denn Leilas älterer Bruder Amir ist nach seiner Rückkehr aus dem Jemen völlig verändert. Er verbietet seiner Schwester den Umgang mit fremden Männern, zerreißt ihren Pass und sperrt sie in ihrem Zimmer ein. Seinen jüngeren Bruder Sinna will er in eine Koranschule in den Jemen schicken. Um den Kontakt mit seiner Angebeteten nicht zu verlieren, wirft sich Alexander einen Niqab über und besucht als strenggläubige Sheherazade seine Leila. Von dieser Freundin ist Amir restlos begeistert, die muss ihm der Himmel geschickt haben. Er beschließt, sofort um ihre Hand anzuhalten.
Alexanders Eltern haben andere Sorgen. Als sie jede Menge religiöser Bücher unter dem Bett ihres Sohnes finden, haben sie Angst, dass er sich radikalisieren könnte. Da hilft nur ein Test und so kredenzen sie ihm Schweinsbraten mit Sauerkraut zum Mittagessen. Zum Finale gibt es noch ein ernstes Gespräch, ganz unter Männern, denn der Brautvater verlangt für seine wunderschöne Sheherazade 100 Kamele. Wie soll das in Wien gehen?
Um die vielen Umbauten (Bühne und Kostüme: Eva Musil) zu überbrücken, kommt Massud Rahnama als Derwisch und Pantomime zum Einsatz und erntet dafür viel Szenenapplaus. Hanno Waldner dürfte als Alexander nun wirklich Übung im Tragen eines Niqab haben und vielleicht weiß er auch jetzt, wie man damit elegant trinkt und isst. Seine Freundin Sinna (Ariana Schirasi-Fard) hat ein loses Mundwerk und lässt sich von ihrem großen Bruder Amir (Maximilian Paier) nicht so leicht einschüchtern. Ganz speziell sind Alexanders Eltern, die in der Schah-Zeit aus dem Iran flüchten mussten. Bei Mitra, der linken Feministin (Tina Eberhardt), hat ihr Gatte Darius (Christoph Wieschke) wenig zu melden. Er darf sie zwar bei ihren vielen Demonstrationen um Menschenrechte unterstützen, muss aber zu Hause den Kochlöffel schwingen.
Das Stück ist eine Gratwanderung zwischen politischer Korrektheit, Realismus und Absurdität. Eine rasante Verwechslungskomödie, die aber auch zahlreiche, spannende Denkanstöße gibt. Lachen hilft sicher als Therapie gegen religiösen Extremismus.
„Manche mögen’s VOLL VERSCHLEIERT“ – Sou Abadi / Michael Niavarani. Komödie nach dem Film „Cherchez la femme“ von Sou Abadi in einer Bühnenfassung von Michael Niavarani / Coproduktion mit dem Globe Wien und dem Theater im Park am Belvedere. Uraufführung. Inszenierung: Michael Niavarani. Bühne und Kostüme: Eva Musil. Dramaturgie: Friederike Bernau. Mit: Hanno Waldner, Ariana Schirasi-Fard, Aaron Röll, Maximilian Paier, Marco Dott, Tina Eberhardt, Christoph Wieschke, Massud Rahnama, Elisabeth Mackner, Rachid Zinaldin. Fotos: SLT/ Tobias Witzgall

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