Was ist Faschismus? Was ist Antifaschismus? Welche Formen von antifaschistischem Aktivismus gibt es? Zu diesen Fragen fanden unter dem Titel „Fight the Right“ von 9. bis 13. März 2022 in der ARGEkultur zahlreiche Veranstaltungen, darunter auch zwei Theater-Gastspiele, statt. Während die Produktion von cobratheater.cobra im Juni 2021 am „Jungen Schauspielhaus Bochum“ als reines Online-Projekt Premiere gefeiert hatte, gab es in Salzburg erstmalig ein hybrides Format, für analoges und digitales Publikum. Meine Neugierde war groß und ich wurde nicht enttäuscht. Einfach großartig diese engagierten jungen Leute.

Von Elisabeth Pichler
Ein riesiger, brauner Springbrunnen (eigentlich ein überdimensionaler Sch…haufen) beherrscht die Bühne. Rundherum sind Monitore aufgestellt. Wenn man günstig sitzt, kann man genau mitverfolgen, was sich bei den Online-Zusehern tut. Auf grünen Plastik-Vorhängen sind die Umrisse Deutschlands mit auffallend vielen roten Dreiecke zusehen. Diese stehen jeweils für eine rassistische Gewalttat. Die wenigen weißen Flecken sind Orte, an denen es keine Opferberatungsstellen gibt. Auf die Vorhänge werden Zeitungsmeldungen über rassistische Belästigungen, Beleidigungen und Übergriffe projiziert. Man kann zwar nicht alles lesen, aber es sind eindeutig Meldungen, die so auch oft in österreichischen Zeitungen zu finden sind, wie etwa Übergriffe auf von Ausländern geführte Imbissbuden.

Dann werden uns Fragen gestellt, auf die wir mit Handzeichen antworten müssen. „Wie viele rechte Gewalttaten aus den 90er Jahren kennst du?“ Da es sich um Deutschland handelt, liegen wir voll daneben, ebenso wie das Online-Publikum.
Weitere Fragen: „Was hast du gegen rechte Gewalt unternommen?“ „Auf welche Demos würdest du gehen?“ Wie dann unsere Antworten mit denen der Online-User verknüpft werden, ist für mich natürlich nicht mehr nachzuvollziehen. Zur Entspannung gibt es Live-Musik – aber hinter dem Vorhang – von einem Schlagzeuger, der auf antifaschistische Songs spezialisiert ist.
Nach 50 Minuten wird das Publikum aufgefordert, die „Geisterbahn, die durch den Horror führt“ zu erkunden. Zuallererst wird der Springbrunnen bestaunt, schwimmen da doch so verdächtige Stücke herum, die müssen genauer untersucht werden.
Doch es gibt auch sonst noch viel zu entdecken, wie etwa die riesige Handkamera, die Hieu Hoang während der Performance fleißig einsetzt.

Leider waren für mich die vielen Computer etwas einschüchternd, man will doch nichts ruinieren. Martin Grünheit, von dem das Konzept für diesen Abend stammt, war aber hartnäckig und konnte meine Tochter dazu bringen, doch einiges auszuprobieren. Da dieser Abend für Jugendliche ab 15 Jahre empfohlen wird, dürften diese bei der Erkundung der mysteriösen Hinterbühne sicherlich weniger Hemmungen haben.

Sebastian Linz, der künstlerische Geschäftsführer der ARGEkultur hat im Jahr 2018 erklärt: „Mein Ziel ist es, in diesem erfolgreichen Betrieb neue Denkräume zu schaffen. Vor allem die Frage nach dem Diskurs ist mir sehr wichtig.“ Da passt der Themenschwerpunkt „Fight the Right“ natürlich hervorragend und der Abend mit dem Künstlerkollektiv cobratheater.cobra verführte wirklich zum offenen und kritischen, gesellschaftspolitischen Diskurs.
„German Horror Daemonium – Antifa KI“ –Eine Produktion von cobratheater.cobra mit dem Jungen Schauspielhaus Bochum und dem JES Stuttgart. Konzept und Umsetzung: Martin Grünheit, Hieu Hoang, Wanja van Suntum: Bildregie: Alexander Merbeth. Coding: Martin Grünheit, Meredith Thomas. Musik & Sound: Colin Hacklander, Farahnaz Hatam. Bühne: Lea Kissing, Lukas Theune. Kostüme: Imke Paulick Technische Leitung: Joscha Eckert Bühnen-Technik: Lukas Theune Produktionsleitung: Olaf Nachtwey. Mit: Colin Hacklander, Farahnaz Hatam, Meredith Thomas. Fotos: ARGEkultur/ Dante Nicolai-Lümmen
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