Das Spiel mit der Angst
Das brandaktuelle Stück des österreichischen Autors Thomas Arzt ist als Auftragswerk für das Theater Heidelberg entstanden und erlebte dort 2018 seine Uraufführung. Die Geschichte über Manipulation, Misstrauen und Ängste kam nun am 27. März 2022 in der Regie von Christina Piegger in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters zur österreichischen Erstaufführung. Ein poetischer Krimi, der aus Ängsten Blumen sprießen lässt.

An einem Silvesterabend trifft Herr Armin Stummer in einer Bar Frau Göttinger, die ihm im Auftrag des Bundesamtes für Verfassungsschutz unangenehme Fragen stellt. Wie kommt es, dass sein Bild immer in der Nähe von terroristischen Anschlägen, in Paris, Nizza, London, Brüssel und Berlin, auftaucht? Mit seiner Antwort „Die Katastrophen verfolgen mich, nicht ich sie!“ gibt sie sich nicht zufrieden. Armin vermutet, dass das alles mit den magischen Shows seines Chefs André Tartini, für den er als Lichttechniker arbeitet, zusammenhängen könnte. In kurzen Rückblenden sieht man, wie Armin immer mehr unter den Einfluss des charismatischen Magiers geraten ist. Dieser füllt große Hallen, versetzt das Publikum in eine Art Hypnose und bringt es dazu, sich seinen Ängsten und Beklemmungen zu stellen. „Was denken Sie, wie ein Raum voll sein kann, wenn 1.000 Menschen einander sagen, was sie nachts alles wach hält.“ Tartini sammelt diese Ängste und lässt daraus wundervolle Pflanzen wuchern. Als Armin immer öfter und länger unterwegs ist, besteht seine Freundin Eva darauf, diesen geheimnisvollen Mann kennenzulernen. Gegen Ende sind sie alle verdächtig, auch Tartinis engster Mitarbeiter, der etwas undurchsichtige ehemalige Arzt Michailov. Wird es Frau Göttinger gelingen, die Machenschaften des wundersamen Magiers aufzudecken?
Gregor Schulz schafft es, als diabolischer Tartini auch das Publikum in den Kammerspielen mit hypnotisierender, einschmeichelnder Stimme und besänftigendem Blick in seinen Bann zu ziehen. Sein Beleuchter Armin (Skye MacDonald) wirkt hingegen etwas unbedarft und ist vielleicht gerade deshalb ein leichtes Opfer. Auch Michailov (Martin Trippensee), dem ehemaligen Arzt und engstem Mitarbeiter Tartinis, würde man so einiges zutrauen. Oder hat etwa gar Eva (Sarah Zaharanski) ihre Hand im Spiel? Sie macht jedenfalls Tartini dafür verantwortlich, dass ihre Beziehung zu Armin in letzter Zeit so abgekühlt ist. Britta Bayer wird es da als Ermittlerin nicht leicht haben, denn außer den Fotos gibt es bisher keine Beweise.
Der 1983 geborene Autor Thomas Arzt liebt Andeutungen und Metaphern und so haben seine Text stets auch eine poetische Note. „Wenn die Angst verkrustet, wachsen Stämme, die keiner durchsägt.“
Die Agentur WE ARE VIDEO verbindet Kunst und neueste Technologien und konfrontiert das Publikum mit Videos und Projektionen der unterschiedlichsten Ängste, die leider täglich mehr werden, wie auch die Regisseurin Christina Piegger feststellt: „Es sind immer neue Ängste, die uns gesellschaftlich beschäftigen. Das ist ein Thema, das wichtig und präsent ist – in Anbetracht von Corona, der Ukraine oder Anschlägen. Es ist leider an Aktualität kaum zu überbieten.“
„Die Anschläge von nächster Woche“ von Thomas Arzt. Österreichische Erstaufführung. Inszenierung, Bühne und Kostüme: Christina Piegger. Videoproduktionen: WE ARE VIDEO. Mit: Skye MacDonald, Sarah Zaharanski, Britta Bayer, Martin Trippensee, Gregor Schulz. Fotos: SLT / Tobias Witzgall. Video: SLT
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