Georgi Gospodinov: Zeitzuflucht

Georgi Gospodinov

Georgi Gospodinov/ Foto: Svetla Stoyanova/ Aufbau Verlag

Autor: Georgi Gospodinov
Titel: Zeitzuflucht
(Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann)
ISBN: 978-3-351-03889-2
Verlag: Aufbau Verlage GmbH und Co KG
Erschienen: 2022

Klappentext

Klappentext:

In Georgi Gospodinovs Roman trifft der Erzähler auf Gaustine, einen Flaneur, der durch die Zeit reist. Er liest alte Nachrichten, trägt Vintage-Kleider und erforscht die verschlungenen Pfade des 20. Jahrhunderts.

In Zürich eröffnet Gaustine eine »Klinik für die Vergangenheit«, eine Einrichtung, die Alzheimer-Kranken eine inspirierende Behandlung anbietet: Jedes Stockwerk ist einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden.

Patienten können dort Trost finden in ihren verblassenden Erinnerungen. Aber auf einmal interessieren sich auch immer mehr gesunde Menschen dafür, in die Klinik aufgenommen zu werden, in der Hoffnung, den Schrecken der Gegenwart zu entkommen.

Schließlich kommt es zu einem Referendum der europäischen Staaten, die gemeinsam darüber entscheiden, in welches Jahr des 20. Jahrhunderts sie zurückkehren wollen…

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Eine Klinik für Demenzpatienten, in der sich Menschen mit Gedächtnisverlust in „ihrer“ Zeit wiederfinden, ist die Ausgangsidee dieser fiktiven Geschichte. Gaustine, eine zwischen den Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts pendelnde, fiktive Person,  „betreibt“ in der Schweiz eine Vergangenheitsklinik. Während diese Klinik anfangs als Orientierungshilfe für Alzheimer Erkrankte“ gedacht ist, suchen immer öfters auch gesunde Menschen die Klinik auf, weil sie Sehnsucht nach ihrer „glücklichen“ Vergangenheit haben.

Der Erzähler dieser Geschichte, wird als Partner von Gaustine durch das Europa der Vergangenheit auf Spurensuche geschickt. Dazu lässt er die Vergangenheit in der Gegenwart „wieder auferstehen“. Akteure spielen vergangene Szenen nach und die Bevölkerung gerät sehr schnell wieder in die, nicht ungefährliche, Wiederholung der Zeitgeschichte…..

Der Wunsch „zurück in die gute, alte Zeit“ zu gehen, wird zunehmend größer, je älter der Mensch wird. Genau diesen Wunsch lässt der Autor in seinem Buch „Zeitzuflucht“ Realität werden. Er nimmt den Leser auf eine erfundene Reise mit und stellt die Gefahren der Auferstehung der Vergangenheit dar. Gospodinov lässt in seiner Erzählung – unter anderem – das Bulgarien seiner Jugend „auferstehen“ und sein Protagonist verlässt das Land gerade noch rechtzeitig – zwei Tage bevor die Grenzen wieder gesperrt werden. Er ist geflohen, weil er es schon einmal gelebt hat….

Wer Weg zurück ist manchmal verwirrend, manchmal erschreckend, aber immer mit der Frage verbunden, ob die „alte“ Zeit, wirklich „gut“ war oder ob sie im Rückblick nur verzerrt „als gut“ wahrgenommen wird?


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