Kurt Fleisch: Aibohphobia

Kurt Fleisch

Kurt Fleisch | Foto: Kremayr & Scheriau/ Privat

Autor: Kurt Fleisch
Titel: Aibohphobia
ISBN: 978-3-218-01310-9
Verlag: Kremayr-Scheriau
Erschienen: 2022

Klappentext:

Der angesehene und hochdekorierte Psychiater Dr. H. behandelt einen äußerst interessanten Fall, den Patienten S. Der wird trotz mehrmaliger Selbsteinweisung und starker Medikation von Wahnvorstellungen geplagt und sucht einen Ausweg aus seinen Angstzuständen.

Dr. H. erkennt in S. das ideale Forschungssubjekt, um seine bahnbrechende Hypothese zur Erklärung jeder möglichen Geisteskrankheit zu überprüfen. Doch auch Dr. H. verliert mit laufender Behandlung mehr und mehr den Halt in der Realität. Und als er sich selbst nach einer manischen Episode in der Psychiatrie wiederfindet, verschwimmt die klare Trennung zwischen Arzt und Patient – wer ist hier eigentlich der Verrückte, und wer hat die Macht, das festzustellen?

Kurt Fleisch lockt mit kurzen, heiteren und unverfänglichen Szenen in eine Geschichte hinein, die sich systematisch verknotet und uns rasch in einem immer wahnwitzigeren, immer gefährlicheren Wirbel mit sich fortreißt, bis Raum, Zeit und handelnde Personen im Auge des Sturms plötzlich in eins zusammenfallen. Überraschend, verstörend und kompromisslos.

„Es gibt absolut keinen Grund, an Ihren Geisteskrankheiten zu zweifeln, mein Freund, die sind und bleiben real, trotz aller Widersprüchlichkeit zwischen Ursache und Wirkung.“

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Dr. H. antwortet seinem Patienten Hr. S. in einem Brief und rät ihm von einer Lobotomie (einer Operation am Gehirn) ab – stattdessen empfehlt er ihm die Dosis seines Medikamentes Haloperidol, eines hoch wirksamen Antipsychotikums, zu steigern. So ist der verwirrende Einstieg in dieses Buch, der eher das Vokabular einer medizinischen Fachzeitschrift trägt.

Erst nach und nach führt der Autor den Leser zu der Denkweise eines wahnhaften Gehirns und zu dessen Gegenüber, einem größenwahnsinnigen Psychiater. Irgendwann aber beginnen, die Grenzen zu verschwimmen: Psychiater versus Geisteskranker, Wahn versus Normalität, krank versus gesund – und es ist nicht mehr klar, wer krank und wer gesund ist, was normal und was abnormal ist und wie sich die beiden Dinge überhaupt voneinander unterscheiden.

Das Buch, in dem die einzelnen Geschichten als Brief dargestellt sind, zieht den Leser rasch hinein in das Geschehen hinein, verwirrt und fasziniert ihn gleichermaßen und lässt ihn mit der Erkenntnis zurück, dass alles ist nur eine Frage der Perspektive ist.

Ein Buch, das ich erst wieder aus der Hand legen konnte, als ich die letzte Seite gelesen hatte.


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