Michel Jean: Atuk – sie und wir

Michel Jean | Foto: Wieser verlag

Michel Jean | Foto: Wieser verlag

Michel Jean: Atuk – sie und wir

Autor: Michel Jean
Titel: Atuk – sie und wir
Übersetzung aus dem Französischen: Michael Killisch-Horn
ISBN: 978-3-99029-500-7
Verlag: Wieser Verlag GmbH
Erschienen: 2022

Klappentext:

Michel Jean erzählt in Atuk aus ihrer Perspektive die Geschichte seiner Großmutter Jeannette, die neben seiner Urgroßmutter Almandra, seiner Kukum, die zweite starke Frau der Familie Siméon war, deren ursprünglicher Name Atuk lautete. Durch ihre Heirat mit einem Mischling, der als Weißer gilt, verliert sie nach dem Indianergesetz ihren Status als Indianerin, muss das Reservat verlassen und in die Stadt ziehen, wo sie elf Kinder großzieht.

Aufgrund dieser Situation wächst auch Michel Jean in der Stadt auf, außerhalb der Innu-Gemeinschaft. In einem zweiten Strang erzählt er, wie er seine Familie und seine Kultur entdeckt und sich nach und nach seiner Identität als Innu bewusst wird, ein schwieriger Prozess, in dem er auch immer wieder rassistischen Anfeindungen ausgesetzt wird.

Über sein Volk und seine Familie zu schreiben wird für ihn zu einer Möglichkeit, seine und die Geschichte seines Volks, dessen Sprache zu lernen ihm verwehrt war, kennenzulernen und sich mit ihr zu identifizieren und die Geschichte der Ureinwohner zu erzählen, die in den Geschichtsbüchern so gut wie nicht vorkommt.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Mit dem Tod von Michel´s Großmutter geht eine Ära zu Ende, obwohl sie über 100 Jahre gelebt hat. Als Michel sich von ihrem leblosen Körper verabschiedet, muss er sich nicht nur mit ihrem, sondern auch mit seinem Leben auseinandersetzen. Er muss in der Zeit rückwärts gehen und seine indianischen Spuren suchen und diese Spuren sind untrennbar mit Jeannette Gagnon, seiner Ahne, verbunden.

Als Michel´s Großmutter geboren wird, weiß Europa noch nichts vom ersten Weltkrieg und der Verursacher des zweiten Weltkrieges ist erst ein Jugendlicher.

Jeannette erblickt in den Wäldern Kanadas in einem Innu-Zelt das Licht der Welt. Ihr Indianername ist Shashuan Pileshish – Schwalbe, weil ihr Vater diese Tiere besonders liebt.

Sie wird als „Kind der Wälder“ erzogen und lernt alles, was sie als „Autochthone“ (Ureinwohnerin) wissen muss, um in der rauen Natur Kanadas zu überleben. Trotzdem ist ihrer Mutter die Schulbildung ihrer „Schwalbe“ sehr wichtig – was für das „Waldkind“ ein großes Opfer bedeutet. Sie muss mit ihrer Tante zurück bleiben und verbringt den Winter in einem „Haus“, welches der Vater zu diesem Zweck für sie gebaut hat. Zum ersten Mal in ihrem Leben schläft sie in keinem Zelt mehr.

Als Jeanette mit 17 Jahren „ihren“ Xavier kennen lernt und ihn später heiratet, muss sie das Indianergebiet verlassen, weil er ein „Weißer“ ist…. . Obwohl auch ihr Vater eine weiße Frau geheiratet hat, ist es Frauen – umgekehrt – verboten – sie müssen nach einem Indianergesetz, das Gebiet ihrer Ahnen verlassen.

Ihre Nachkommen wachsen im Gebiet „der Weißen“ auf und verlieren ihre indianische Identität.

Erst mit dem Tod seiner Großmutter muss sich der Autor seiner Innu-Idenität stellen und sich seiner Wurzeln bewusst werden.

Ein großartiges Buch, das den zunehmenden Verlust der autochthonen Kultur durch die europäische Besiedelung beschreibt. Die Ureinwohner Kanadas werden ihrer Jagdgebiete beraubt und in Reservate „zusammengepfercht“. Erst in den letzten Jahren wird durch ein neues Gesetz ihr „Indianerstatus“ anerkannt, der ihnen einen Teil ihrer Rechte zurück bringt.


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