Tanzanweisungen und Fúria

sommerszene - Tanzanweisungen | Foto: Wilfried Hösel

sommerszene - Tanzanweisungen | Foto: Bernhard Müller

Die offizielle Eröffnung fand am 9. Juni in der Felsenreitschule mit dem dreißigminütigen Solo „Tanzanweisungen (it won’t be like this forever)“ von Daniel Conant, in der Choreographie von Moritz Ostruschnjak, statt. Am 11. und 13. Juni gastierte die brasilianische Choreographin Lia Rodrigues mit „Fúria“, einem Gruppenstück von archaischer Wucht, in der SZENE Salzburg. Zwei total unterschiedliche Performances, faszinierend und fesselnd, aber auch brutal und hart. Beide Stücke wurden vom Publikum bejubelt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Uraufführung des Solos „Tanzanweisungen“ fand am 7. Juni 2020 im Nationaltheater in München coronabedingt im fast leeren Haus statt. Diese Verlorenheit ist nun in der riesigen Felsenreitschule mit den gespenstisch beleuchteten Arkaden ebenfalls spürbar und die Einsamkeit des kanadischen Tänzers fast greifbar. Auf einem von Leuchtstoffröhren umgebenen Podest beginnt Daniel Conant, in roten Boxershorts und gelbem T-Shirt, schuhzuplatteln. Es herrscht völlige Stille, nur sein Atem, das Klatschen seiner Hände und Stampfen der Füße bestimmen den Rhythmus.

In den folgenden 30 Minuten verausgabt sich Conant mit Fitnessübungen aller Art. Breakdance- Moves, Seilspringen, klassische Ballettpositionen, Steps, Turns und Kicks, in schnellem Wechsel und oft absurder Abfolge. Sein Bewegungskanon ist schier unerschöpflich, nur kurz gönnt er sich eine kleine Pause zu „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel und beobachtet mit leichtem Lächeln das Publikum. Dann kann Conant wieder voller Energie weiter machen, bis “Der Mussolini“- Protestsong von DAF „Geh in die Knie und klatsch in die Hände, beweg deine Hüften und tanz den Mussolini…“ das Finale einläutet. Stürmischer Applaus für eine faszinierende Performance.

In der SZENE Salzburg lässt Lia Rodrigues ihre Compagnie (vier Damen und fünf Herren) „Fúria“, also Wut, in allen Variationen ausdrücken. Das Publikum muss miterleben, wodurch diese Emotion hervorgerufen werden, und da wird wirklich keine Brutalität ausgelassen. Kaum zu fassen, dass bei all der Gewalt wunderschöne Tableaux Vivants entstehen. Wenn sich zu Beginn die Tänzerinnen und Tänzer aus Plastiksäcken, oder sind es doch schon Leichensäcke, herausschälen, ziehen sie in einer malerischen Prozession, angeführt von einem Mann mit Siegesfahne, über die Bühne. Es folgen meist gleichzeitig verstörende, doch bildgewaltige Szenen. Während sich etwa ein Voodoo-Priester in Ekstase tanzt, versuchen drei Frauen, einen kostbaren Schluck Wasser zu ergattern. Immer wieder posieren Sieger mit erniedrigten Gefangenen oder stellen sie in einer wilden Parade zur Schau.

Begleitet w…

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