L’incoronazione di Poppea

Poppea

Die Gewalt des Begehrens

Die Universität Mozarteum präsentiert in diesem Studienjahr als vierte große Opernproduktion Claudio Monteverdis letzte, 1649 in Venedig uraufgeführte Oper „Die Krönung der Poppea“. Nach „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach, „Faust“ von Charles Gounod und „Il Campiello“ von Ermanno Wolf-Ferrari wird das Publikum diesmal in ein dunkles Kapitel der Weltgeschichte entführt, nach Rom zur Zeit Neros. Alexander von Pfeils bildgewaltige Inszenierung und ein großartiges, junges Ensemble boten bei der Premiere am 27. Juni 2022 Operngenuss vom Feinsten.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Schon beim Betreten des Max-Schlereth-Saals sieht man, dass die Bühne als langer, weißer Papierteppich quer durch den Saal verläuft, als wäre ein Schneebrett durchgerauscht und habe nur drei kahle, weiße Bäume stehen lassen. An drei Seiten darf das Publikum Platz nehmen, an der vierten platziert sich rechts und links das Orchester.

Im Prolog streiten sich Tugend (Virtù), Glück (Fortuna) und Liebe (Amor) darum, wer am stärksten sei. Amor will den Beweis antreten, dass es alleine die Liebe ist, die den Lauf der Dinge bestimmt. Nero hat genug von seiner Frau Octavia. Er will sie endlich loswerden, denn er möchte die schöne Poppea neben sich am Thron sitzen haben. Deren Ehemann Ottone ist natürlich gar nicht begeistert. Er versucht sich zwar mit Drusilla zu trösten, doch kann er seine Frau nicht vergessen. So lässt er sich von Octavia zum Mord an Poppea anstiften. Das geht dank Amor gründlich daneben und so landet er schließlich in der Verbannung. Jetzt hat Nero endlich einen Grund, auch seine ungeliebte Frau ins Exil abzuschieben. Nachdem der gutmütige Seneca aus dem Weg geräumt wurde, ist nun endlich der Weg frei für die Krönung der Poppea.

Nero und Poppea sind ein wirklich schönes Paar. Muss man anfangs der gertenschlanken Lyriel Benameur noch künstliche Muskeln umschnüren, so wirkt sie im sportlichen weißen Outfit absolut männlich und überzeugt mit burschikoser Spielfreude. Veronika Loy verströmt als machtbesessene Poppea pure Lust. Da hat Countertenor Constantin Zimmermann als ihr eifersüchtiger Ehemann Ottone trotz seiner tollen Tattoos keine Chance. Der Bassbariton Kuan-Ming Chen gibt kraftvoll den stoischen Seneca. Sein Tod in der Badewanne ist eines der vielen szenischen Highlights. Tamara Obermayr überzeugt als schmerzerfüllte, verstoßene Kaiserin Ottavia mit modischer Kurzhaarfrisur und einem übergroßen Mantel, der mehr Last und Bürde zu sein scheint. Großartig gesanglich sowie schauspielerisch die beiden männlichen Ammen. Ilya Dovnar zieht als Ottavias Amme Nutrice vor lauter Hingabe fast eine Schleimspur hinter sich her und Johannes Huber als Poppeas verschlagene Amme frohlockt mit der Arie „Oggi sarà Poppea de Roma imperatrice“ üb…

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