Robert Hoffmann, der Robinson Crusoe vom Rehrl-Platz

Robert Hoffmann

„Der schönste Robinson Crusoe aller Zeiten“, titelte das Jugendmagazin BRAVO 1964 und Salzburg hatte endlich seinen Star: Robert Hoffmann. Der Anwaltssohn, geboren am 30. August 1939 in der Festspielstadt, war nach Abschluss der Handelsakademie ausgezogen, die Kinoleinwand zu erobern. Er ging in Paris auf die Schauspielschule, lernte Fechten und Reiten und schlug sich vorerst mit Modeljobs durch. In der Verfilmung des Romans “Angelique”, einem jener Mantel- und Degenfilme, die in den 1960er Jahren Kassenschlager waren, machte er als Chevalier de Lorraine zum ersten Mal auf sich aufmerksam.

Claudia Karner

Von Claudia Karner

Den internationalen Durchbruch schaffte Robert Hoffmann 1964 in dem TV-Vierteiler “Die seltsamen und einzigartigen Abenteuer des Robinson Crusoe aus York”. Dabei ist es einem Zufall zu verdanken, dass er zu der Hauptrolle kam. Hoffmann sollte in dem Film “Die schwarze Tulpe” mit Alain Delon eine Doppelrolle spielen, als ihn ein Produzent auf den Champs-Elysées vom Fleck weg als Robinson engagierte.

Robert Hoffmann war ein außerordentliches Sprachtalent und machte wie sein Freund und Kollege Helmut Berger (“Ludwig II.” und „Das Bildnis des Dorian Gray“) vor allem in Italien und Frankreich in der Rolle des unwiderstehlichen Frauenhelden und Abenteurers Karriere. Die Inhalte der Filme waren nicht immer anspruchsvoll, dafür die Partnerinnen umso ansehnlicher. Anita Ekberg, Michèle Mercier, Nathalie Delon, Claudia Cardinale und Romina Power säumten seinen cineastischen Weg. Die Szene mit Romy Schneider in dem Film „Das alte Gewehr“ fiel einem Schnitt zum Opfer. Neben Edgar-Wallace-Verfilmungen und Agententhriller gab es durchaus auch Filme, die das Prädikat „Wertvoll“ verdienten, zum Beispiel „Die 24 Stunden aus dem Leben einer Frau“ nach einer Novelle von Stefan Zweig, von dem Hoffmann in einem Interview mit dem Terror-Verlag sagte: „Das war eine sehr gute Arbeit. Das würde ich heute gern noch mal sehen.“

Seine Beliebtheit nützte Robert Hoffmann auch für Plattenaufnahmen. Melodie und Text für die Single „Herbstwind“/“Eine Welt ohne Farben“ schrieben nachmalige Stars der Szene, Ralph Siegel (Mr. Grandprix) und Michael Kunze. Mit seiner Schwester Eva sang er im Duett „Großer Bruder, nimm mich mit“ – ein entzückendes Zeitdokument, das auf Youtube nachzuhören ist.

Während der Dreharbeiten zu der Don-Juan-Klamotte “Sein Schlachtfeld war das Bett” erlitt Robert Hoffmann 1971 einen schweren Reitunfall, der ihm fast sein rechtes Bein gekostet hätte. Er bedeutete das Karriere-Aus in Italien. Nach einer mehrjährigen Genesungsphase  gelang es ihm, wieder in Deutschland beruflich Fuß zu fassen und war als blonder Schönling u. a. in Ganghofer-Verfllmungen zu sehen. An die vierzig Filme hat Hoffmann gedreht. Zum letzten Mal stand er 2004 in dem Krimi „21 Liebesbriefe“ mit Katja Flint und Günther Maria Halmer vor der Kamera.

1975 hatte er gemeinsam mit Gunther Hofmeister, einem der buntesten Vögel der Stadt, in der Steingasse ein legendäres Musikcafé, eröffnet, das man der Einfachtheit halber “Das Café” nannte (heute Pepe Cocktailbar). Seit 1990 lebte Bibi, wie ihn seine Freunde nannten, wieder in seinem Elternhaus am Franz-Rehrl-Platz in Salzburg und tauchte in kleinen Rollen in TV-Serien wie “Dallas”(!), “Kottan ermittelt”, „Forsthaus Falkenau“ und  “Kommissar Rex” oder – live – im Café Tomaselli auf. Ein letztes Mal öffentlich in Erscheinung trat er im Mai vor drei Jahren, als er seinen langjährigen Freund Helmut Berger zu einer Film-Premiere in „DAS KINO“ begleitete. In dem Streifen “Helmut Berger, meine Mutter und ich” wagte die junge deutsche Filmemacherin Valesca Peters eine vorwiegend liebevolle dokumentarische Annäherung an den verblühten Star und einstigen Liebling von Regisseur Visconti.  

Tempora mutantur! Helmut Berger,  der es als schönster Mann der Welt als erstes Cover auf die VOGUE schaffte, sitzt heute 78-jährig mittellos in einem Salzburger Altersheim, Robert Hoffmann starb am 4. Juli 2022 nach kurzer, schwerer Krankheit unbemerkt von der großen Glamour-Welt in seiner Heimatstadt.

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