„Shakespeare im Pool: Golden Lads & Girls“

Shakespeare im Pool

Die Fotoaufnahmen für das Spielzeitheft 2022/2023 entstanden im neuen Paracelsusbad. Das brachte den Intendanten des Salzburg Landestheaters, Carl Philip von Maldeghem, auf die Idee, diesen ungewöhnlichen Ort für eine Aufführung seines am 25. Mai im Park von Schloss Leopoldskron uraufgeführten Stationendramas zu nutzen. Am 9. September 2022 tauschten daher Shakespeares verrückte und verliebte Bühnenfiguren den Märchenwald gegen ein Hallenbad. Das mit Badeschlapfen ausgerüstete Publikum zeigte sich begeistert von diesem ungewöhnlichen Event.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Eröffnungssequenz, der Prolog aus „Troilus und Cressida“, findet diesmal im Kleinkinderbecken mit Minirutsche statt. Der Matrose zieht jedoch gleich weiter zum Sprungbrettbecken und wirft dort seine Angel aus. Daraus wird aber nichts, denn er muss die schiffbrüchige Viola aus „Was ihr wollt“ retten. Diese will dem unglücklich in die spröde Olivia verliebten Grafen Orsino helfen. Als Page verkleidet lässt sie sich bei ihm anstellen und sucht als Liebesbote die schöne Olivia auf. Für diese Szene wechseln wir zum Familienbecken im Wärmebereich. Auf gemütlichen Liegen dürfen wir die Auseinandersetzungen zwischen Olivia und dem hübschen Pagen miterleben und sogar mitspielen.

Im Becken wurden zwei Stege befestigt, doch die stürmischen Emotionen lassen immer wieder jemanden untertauchen. Besonders turbulent geht es zwischen Troilus (Sohn von König Priamos) und Cressida (Tochter des Priesters Kalchas) zu, denn die beiden haben es wirklich nicht leicht. Nachdem sie sich endlich ihre Liebe gestanden und eine romantische Nacht (diesmal nicht in einer Hängematte im Wald, sondern in einem schwimmenden Einhorn) verbracht haben, soll sie ihm auch schon wieder weggenommen werden. Er fürchtet um ihre Treue, denn der Ruf der Griechen als große Verführer ist legendär. Da gibt es wohl nur eines: „Weg von Troja! Wir fliehen zu zweit von hier, weit übers Meer.“

Nach einem Sonett im Kinderbecken wechseln wir zum großen Sportbecken, denn zum Finale trifft sich das Ensemble am Sprungturm. Hier befällt ein seltsamer Liebeswahn – oder war es doch der Kobold Puck aus dem „Sommernachtstraum“ – die Truppe. Da bleibt als letzter Ausweg wohl nur der Sprung vom 3-Meter-Brett. Völlig durchnässt, doch bestens gelaunt, nehmen die „Golden Lads & Girls“ den verdienten Applaus entgegen.

Die temperamentvolle Viola (Julia-Elena Heinrich) verzaubert in ihrem schicken schwarzen Anzug als quirliger, hübscher, sehr höflicher junger Lad die störrische Olivia (Britta Bayer). Daniel Wagner zweifelt als sehr hibbeliger Troilus ständig an der Treue seiner Cressida (Sofia Payet). Franziska Stebler sorgt mit ihren Songs und einem Sonett für kleine Ruhepausen zwischen den turbulenten Szenen.

Es war für mich der erste Besuch im neuen Hallenbad und ich bin wirklich beeindruckt von der tollen Architektur und der markanten, wellenförmigen Decke. Der Umzug ins Hallenbad hat dem Stationendrama einen ganz besonderen Reiz verliehen und Carl Philip von Maldeghem denkt sogar schon an eine Wiederholung, denn Bäder gibt es doch viele.

„Shakespeare im Pool: Golden Lads & Girls“ – William Shakespeare. Inszenierung: Carl Philip von Maldeghem. Kostüme: Stephanie Bäuerle. Musik: Julius von Maldeghem. Musikalische Einstudierung: Katrin Schweiger. Dramaturgie: Friederike Bernau. Mit: Britta Bayer, Julia-Elena Heinrich, Sofia Payet, Daniel Wagner, Franziska Stebler. Fotos: © SLT / Tobias Witzgall

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