„Hautevolee“ – In einem güldenen Chalet in Gstaad

Hautevolee

Das Schauspielhaus Salzburg eröffnet mit der deutschsprachigen Erstaufführung der erfolgreichen französischen Komödie von Josiane Balasko die neue Theatersaison. Der schonungslose Blick deckt die Probleme der Superreichen auf. Die Premiere fand am 10. September 2022 im vollbesetzten Studio und ganz ohne Masken statt. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Saison ungetrübt über die Bühne gehen kann.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Madame Françoise Lombard ist mit ihrer neuen Fußpflegerin absolut nicht zufrieden. Ihre schlechte Laune lässt sie aber nicht nur an der jungen Leslie aus, auch an ihrem Gatten Jean-Jacques hat sie ständig etwas auszusetzen. Der scheint das gewohnt zu sein, er ignoriert seine nervige Gattin und studiert lieber die Börsenberichte in der Neuen Zürcher Zeitung. Am Abend werden Gäste erwartet und da will man sich nicht lumpen lassen, serviert wird nur vom Feinsten. Doch leider bringen Alicia und Grégoire Lagarde ihren neuen Lebenscoach Suresh mit. Dieser Guru hat sie völlig in der Hand. Nix Kaviar und Stopfleber, sie leben jetzt vegan, rauchen nicht mehr und haben auch dem Alkohol abgeschworen. ___STEADY_PAYWALL___

Suresh, ein Heiliger und leuchtender Führer, der sich nur von Tee und heißer Brühe ernährt, reinigt erst mal den Raum und später auch die Nudeln, denn nur die ist man gewillt, zu sich zu nehmen, natürlich ohne Butter. Im Laufe des Abends wird sich allerdings einiges ändern. Trotz der zur Schau gestellten Noblesse fliegen Beleidigungen hin und her, und der Griff zur Flasche ist da nicht mehr zu verhindern. Schmutzwäsche zu waschen scheint wirklich hilfreich zu sein gegen dekadente Langeweile. Nach jeder Menge stressiger Situationen, wovon einige in Handgreiflichkeiten ausarten, verzehren die streitbaren Paare ein von Suresh eigenhändig zubereitetes „Ragout der Freundschaft“. Der Meister macht sich allerdings lieber heimlich, still und leise aus dem Staub.

Eigentlich wäre ja eine Scheidung für beide Paare die vernünftigste Lösung, doch Jean-Jacques (Theo Helm) vergönnt seiner Frau (Susanne Wende) das Geld, das ihr dann zustünde, nicht. Bei Grégoire (Simon Jaritz-Rudle) hingegen besitzt Alicia (Christiane Warnecke) ein großes Vermögen, kommt sie doch, im Gegensatz zu den übrigen Herrschaften, aus wirklich gutem Hause. Der Esoterik hat sie sich aus lauter Langeweile verschrieben. Ihr Guru Suresh (Lukas Weiss) wirkt wie ständig in Trance, doch ein Blick in die Küche macht klar, dass alles nur Show ist. Das Stubenmädchen Leslie (Johanna Egger), das von der Dame des Hauses stets gedemütigt wird, hat keinen Grund, ihn auffliegen zu lassen.

Agnes Hamvas (Ausstattung) hat ein riesiges Bett in einen ansonsten ziemlich leeren goldenen Raum gestellt. Alles Wertvolle ist sicher im Tresor verstaut. Diese französische Boulevardkomödie strotzt vor deftigem Humor, denn die Herrschaften, die sich da vor der Finanz in der Schweiz verstecken, sind ja doch nur windige Neureiche ohne Manieren. Susi Weber hat die Komödie, die seit ihrer Uraufführung 2021 erfolgreich durch Frankreich tourt, mit viel Tempo inszeniert und so das Publikum bestens auf die neue Saison eingestimmt.

„Hautevolee“ – Komödie von Josiane Balasko. Regie: Susi Weber. Ausstattung: Agnes Hamvas. Musik: Wolfi Rainer. Übersetzung & Dramaturgie: Jérôme Junod. Licht: Marcel Busá: Mit: Susanne Wende. Theo Helm, Christiane Warnecke, Simon Jaritz-Rudle. Johanna Egger. Lukas Weiss. Fotos: Schauspielhaus/ Jan Friese

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