Teatro Spettacolo – ein Sommermärchen

Zirkusdirektor und Träumer: Rolf Bengert, der Erfinder des Teatro Spettacolo | Foto: Privatsammlung Claudia Karner

Meine derzeitige Lieblingsfrage lautet: Was hast du im Sommer 1982 gemacht? Dann schaue ich meist in ein ratloses Gesicht und merke, dass vierzig Jahre ein verdammt lange Zeit ist und die Erinnerung ein flüchtig’ Ding. Hier besteht Handlungsbedarf.

Claudia Karner

Von Claudia Karner

Sommer 1982:
„Angst kann nicht träumen. Mut – ich lade Euch ein, mutig zu sein!“ war der Leitspruch von Rolf Bengert, mit dem der Münchner Bluesmusiker, Regisseur und Phantast in das Salzburger Kulturleben platzte. Er wollte als Ergänzung zur sommerlichen Hochkultur dem Volksgarten wieder zu seiner ursprünglichen Bestimmung zu verhelfen, ein Platz für Spaß und Unterhaltung für alle zu sein.

Das Teatro Spettacolo war ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Neben Zirkus sollte es auch Varieté, Popmusik und Chansons im Zelt geben, dazu Erlebnisgastronomie. Sechs Wochen Kulturspektakel – das gab’s in dieser Form noch nie in Salzburg. Auf dem Programmzettel standen klingende Namen: Stars wie der legendäre Clown Charlie Rivel, Margot Werner, Bill Ramsey und Wolfgang Ambros und damalige Newcomer wie  Stefanie Werger, Alfred Jaklitsch, der heutige Chef der Seer, und Eisi Gulp.

Zeigt mir einen Clown – und schon bin ich dabei. Was heißt dabei? Mittendrin! Ich machte die Pressearbeit, schmierte für die Künstler Brötchen, verhandelte mit den gestrengen Herren des Stadtsteueramts, diskutierte mit Evelyn Künnecke über die Verlässlichkeit der Männer und war für Charlie Rivel bei einem Radio-Interview die Dolmetscherin. Und wenn Not am Mann war, stellte ich mich bei der Zirkusvorführung – gemäß dem Motto: Ich lade euch ein, mutig zu sein! – ans Messerbrett.

Bildlegende: Clown Charlie Rivel und Sohn Juanito (1), Wickerl Adam und Hansi Lang, Hallucination Company (2), Charlie Rivel und Renaldino Weisheit (3), Duo Zick Zack und Clownin Nele (4), Schattenspieler Prassana Rao (5),  Zirkusdirektor Rolf Bengert (6),  Bluessänger Willy Michl (7), Renaldino und sein Bruder Alfred (8), Chansonsängerin Margot Werner (9), Rocksängerin Stefanie Werger und Band, links unten Claudia Karner. Fotos: Privatsammlung Claudia Karner (1, 3, 5, 6, 8, 9, 10), Othmar Behr (2,7), Salzburger  Landesarchiv, Sammlung Laszlo Vuray (4)

Künstlerisch war das Teatro Spettacolo ein Erfolg, finanziell eine Pleite. Ohne Subventionen war das Festival nicht zu stemmen. Da hatte sich Rolf Bengert  gewaltig verkalkuliert. Eine Wiederholung gab es im darauffolgenden Jahr nicht. Bengert war mit seiner Vision, den Volksgarten mit einem Zeltfestival zu aktivieren, um Jahre zu früh dran. Jetzt lebt hier aber die Idee im Winterfest, dem Festival für zeitgenössische Circuskunst, weiter.

Ehe der Wind all diese Erinnerungen verweht, habe ich sie nun in siebzehn Geschichten festgehalten.


Autor: Claudia Karner
Titel: Teatro Spettacolo – ein Sommermärchen
Verlag: story.one publishing (28. Juli 2022)
ISBN-10: ‎ 3710808049
ISBN-13: ‎ 978-3710808043

Sie können das Buch bei Ihrer Lieblingsbuchhandlung ums Eck oder online bei den Salzburger-Krimihelden bestellen >

„Das Buch ‚Teatro Spettacolo – ein Sommermärchen’  von Claudia Karner ist eine wunderbare Wiedergabe Salzburger Kulturgeschichte der neueren Zeit, die nun glücklicherweise wieder entdeckt wurde”, befand Kultur-Zampano Alfred Winter.

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