„Wir sind Hundert“ – Das dreigespaltene Ich

Wir sind Hundert

Das theater.direkt geht mit Jonas Hassen Khemiris Drama in der ARGEkultur auf Sinn- und Identitätssuche. Drei Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters präsentieren drei Facetten ein und desselben Ichs. Ein spannendes Experiment, das bei der Premiere am 14. September 2022 eine Sogwirkung erzeugte und die Frage aufwarf: Was ist Wirklichkeit, was Phantasie, was Utopie?

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Bei Betreten des Studios sitzen die drei Damen auf einer Varieté-Bühne und man kann sie dank ihrer Kleidung (pink, grellrot und dunkelrot) leicht der richtigen Generation zuordnen. Kleine Details verraten jedoch, dass sie eindeutig zusammengehören, also eigentlich nur drei Variationen sind. Plötzlich springen sie auf, nehmen sich bei den Händen und rufen immer wieder: „Wir sind bereit!“ und „Wir haben keine Höhenangst!“

Sie wollen eigentlich vom Dach eines Hochhauses springen, doch dann beschließen sie, lieber gemeinsam ihre Einsamkeit zu kurieren. Sie wollen nochmals ganz von vorne beginnen, diesmal aber alles richtig machen. Doch aus der jungen Revoluzzerin, die ständig die Welt retten und die Armut ausrotten will, wird schließlich eine brave Hausfrau. Der Computergrafiker Arthur gibt ihr nur für kurze Zeit Sicherheit und so startet sie beruflich voll durch. Immer wieder fühlt sie sich vom Leben verraten und möchte am liebsten schon wieder springen. Goldrahmenerinnerungen helfen ihr jedoch weiter und schließlich stellt sie fest: „Wir sind glücklich und waren immer glücklich!“

Bianca Farthofer verkörpert die Junge feurig und temperamentvoll, Rücksichtnahme und Toleranz sind in diesem Alter weniger gefragt. Julienne Pfeil als Mittlere hat es wohl am schwersten. Die Unbekümmertheit der Jugend ist dahin und die Altersweisheit noch fern. Elisabeth Breckner muss auf ihren Auftritt als gebrechliche Greisin lange w…

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