Galaktischer Klangkörper

galaktischer klangkörper

Wie aus einer fernen Galaxie angereist eroberte ein wahrlich galaktischer Klangkörper den akustischen Raum des Emailwerks Seekirchen und drang über die Gehörgänge in die Herzen des Publikums ein. Wie ein Blick in eine andere Welt – so hört und fühlt sich das radio.string.quartet an, wenn es die g-moll Violinsonate von Johann Sebastian Bach auf ihre ganz spezielle Weise interpretiert. Das klingt, als ob diese 300 Jahre alte Musik aus der Zukunft zu uns finden würde.

Leo Fellinger

Von Leo Fellinger

Und tatsächlich gilt das Streichquartett seit seiner Etablierung im 18. Jahrhundert als anspruchsvolle Gattung, die nicht nur höchste Meisterschaft verlangt, sondern auch häufig gewählt wurde, wenn kompositorisches Neuland zu betreten war. Die vier Streichinstrumente bilden einen homogenen Klangkörper, in dem sich das Paradigma des vierstimmigen kontrapunktischen Satzes – wie er seit der Renaissance existiert – manifestiert.

Gleichzeitig lassen sich die Einzelstimmen äußerst individuell herausarbeiten, was ein Paradoxon hervorbringt: die gleichzeitige Anwesenheit von Heterogenität und Homogenität im musikalischen Raum. Aus diesem Spannungsfeld heraus gebiert das radio.string.quartet seinen Klang. Der tiefenpsychologische Hintergrund ist einfach: Die Realität wird von Vielfalt geprägt, weswegen der Mensch nach Gemeinsamkeiten sucht. Also ein Streben nach innen und außen zur selben Zeit? Ja, das geht.

„Es ist eine Sehnsucht nach einem selbstgeschaffenen musikalischen Kosmos“, sagt der Gründer des radio.string.quartets, Bernie Mallinger, über das Projekt „B:A:C:H • like waters“, das im Emailwerk zur Aufführung kam. Der Violinist Mallinger und seine Kolleginnen und Kollegen Igmar Jenner (Violine), Sophie Abraham (Violoncello) und Cynthia Liao (Viola) schaffen diesen Spagat, den ich bisher nur aus der Malerei kannte. In den Gemälden der Surrealisten Max Ernst, Dali, Tanguy, Chirico. Sie sind Maler des Inneren Raumes, und i…

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