Namenlose Gräber im Wald

Zu Allerseelen denke ich jedes Jahr auch an die Namenlosen Gräber im Weilhartsforst. Wer durch das aus Presse und Fernsehen bekannte Fucking* – heute Fugging – zum romantisch im Wald versteckten Huckingersee fährt, kommt bei Hörndl zu diesem im Wald versteckten Friedhof der Namenlosen.

Der Weilhartsforst war für die alten Bürmooser jahrzehntelang wichtig. In den 30er und 40er Jahren fuhren viele Leute mit ihren alten Waffenrädern jeden Sommer in diesen Wald, um Schwarzbeeren zu pflücken (Schwarzbirl brocken) oder Schwammerl zu suchen. In dem großen Teil, der zum Besitz der Kastell-Kastellschen Gutsverwaltung gehörte, mußte man allerdings eine Erlaubnis beim Förster erwerben. Wer ohne eine solche angetroffen wurde, dem wurden die Beeren oder Schwammerl abgenommen oder ausgeschüttet. Diese Früchte des Waldes waren für viele wichtig, um für die Familie etwas Nahrhaftes kochen zu können oder sogar beim Verkauf einen kleinen Verdienst zu haben.

Ein Onkel von mir fand in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre noch eine andere Möglichkeit des Erwerbes. In dem Bacherl, das in den Huckingersee und von dort wieder abfließt, fing er in Vollmondnächten oder mit dem Licht einer Lampe viele der dort lebenden Krebse und verkaufte sie an das (alte) Hotel Europa in Salzburg. (Die ganze Geschichte findet man in meinem Buch: „Es begann im Böhmerwald“).

Wenn man nun vom Huckingersee in Richtung Hörndl fährt, so kommt man zu einem Hinweisschild „Pestfriedhof“. Unweit des Waldrandes ist eine kleine Kapelle errichtet und davor findet man einfache Steinkreuze ohne Beschriftung. Auf einer schon recht rostigen Gedenktafel wird an die Pestepidemie des Jahres 1712 erinnert. Nur ein neuer Grabstein aus dem Jahr 2019 ist seither dazugekommen.

Viele Fragen drängen sich da an dem Allerseelentag 2022 nach 310 Jahren auf: Lag der Friedhof damals außerhalb des Waldes? Die Bäume rundherum sind ja viel jünger. Wie viele Leute lebten damals in dieser abgelegen…

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