Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis

Arno Geiger

Arno Geiger | Foto: Arno Geigers - @ Heribert Corn

Autor: Arno Geiger
Titel: Das glückliche Geheimnis
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
ISBN-10 ‏ : ‎ 3446276173
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446276178
Erschienen: 3. Edition (10. Januar 2023)

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Klappentext

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich.

Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.

Peter Reutterer

Rezension von Peter Reutterer

Ein glückliches Jahr kündigt sich an. Denn gleich im ersten Monat des neuen Jahres entdecke ich den wunderbaren Schriftsteller Arno Geiger und sein Werk für mich. Und das in einem Jahr, in dem auch ein neues Buch von Haruki Murakami und ein neuer Film von Woody Allen angekündigt sind. Mehr bedarf mein Kulturherz nicht.

Aber zurück zum neuen Buch von Arno Geiger „Das glückliche Geheimnis“, dessen Präsentation im Literaturhaus am 3.2. ich mit Freude verfolgen durfte. Gemeint ist mit „Geheimnis“ das Abtauchen in Container voller Altpapier. Der Autor bekennt, diesem schrägen Tun ein Vierteljahrhundert allmorgendlich in beglückender Weise nachgegangen zu sein. Mehr oder weniger wertvolle Konvolute bringt er aus dem papierenen Abfall mit nach Hause. Die handfeste Bereicherung besteht einmal darin, dass der Ich-Erzähler Postkarten der Wiener Werkstätte bei einer diesen morgendlichen Runden aufstöbert. Der Verkaufsertrag daraus ermöglicht es ihm, endlich zum freien Schriftsteller ohne Nebenjob zu werden. Auf dieser Erzähllinie berichtet Geiger u.a. über die Entfaltung seiner Karriere, die mit der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2005 für „Es geht uns gut“ in Fahrt kommt. V.a. aber wird seine Wohnung mit Lebensgeschichten aus Briefen und Tagebüchern gefüllt, die inspirieren.

Nicht nur im Gespräch mit Thomas Friedmann im Literaturhaus, auch durchgängig während der Lektüre erweist sich der Autor als pragmatischer Philosoph: Sein Werk schätzt er, aber wichtiger sei ihm sein Leben. Dementsprechend kehren im Buch die Fragen um ein gelingendes Leben wieder. „Lebe ich ein erfülltes Leben oder ein angefülltes?“ (S.143), ergibt sich als zentrale Frage angesichts des Weggeworfenen, des Abfalls. Besitz dürfe eben nicht so anwachsen, dass seine Organisation den Großteil der Lebenszeit beanspruche. Er sei gerne zu Hause, erzählt Arno Geiger im Literaturhaus. Deshalb habe der Erfolg mit den damit verbundenen medialen Auftritten und Lesereisen durchaus etwas Beschwerliches, ohne das Beglückende daran zu leugnen. Denn er habe es geschafft, professioneller Schriftsteller zu werden. Ein Ziel, an dem viele fatal scheitern, um das er sich aber beständig und unbeirrbar, schließlich mit Erfolg bemüht habe.

Mit dem Wohlbefinden zu Hause komme ich auf einen weiteren zentralen Aspekt dieses Buches: Es ist eine Liebeserklärung Arno Geigers an seine Frau Kathrin. Die immer wieder konfliktreiche Beziehung entwickelt sich zum Großartigsten in seinem Leben. Dabei hat der angehende Autor -z.B. während eines Stipendiums in Berlin- es anders versucht. „Ich war auf ein Bohemeleben aus gewesen und musste mit großem Bedauern feststellen, dass ich dem nicht gewachsen war. Nicht mein Metier.“ (S.42) Von der Entwicklung aus den Wirrungen zu einer glücklichen Liebe erzählt der Autor in aller Offenheit. Eine Offenheit, die auch das Erotische miteinschließt. Nebenher bekommen die recht emotional beanspruchenden Veränderungen in der Herkunftsfamilie, z.B. die Demenz des Vaters (die in „Der alte König in seinem Exil“ berührend dargelegt ist), ihren Platz in diesem autobiographischen Text.

Das klare Bekenntnis zur Offenheit beim literarischen Produzieren trifft ins Mark meines eigenen Schreibens. Wozu schreiben wir, wenn wir nicht der Lebenswirklichkeit nahekommen wollen. Dabei dürfen weder Liebe noch Tod tabuisiert werden. Arno Geiger konstatiert: „Diese Offenheit passiert mir nicht einfach, ich entscheide mich bewusst für sie, weil ich glaube, dass sie das Leben sichtbar macht. Da ist es, worum es in der Literatur geht…“ (S.97) Zudem müsse diese Offenheit dem Persönlichen grundsätzlich Bedeutung geben, führt der Autor weiter aus. Und das gelingt Geiger auf bemerkenswerte Weise, nicht zuletzt durch seine poetisch treffsichere Sprache.


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