„Drei Tage wach“ – Performance des Theaters der Mitte

Drei Tage wach

Open Mind Frequently ersetzt das ehemalige Open Mind Festival der ARGEkultur, das immer im November stattfand. Nun werden mehrere Produktionen mit transdisziplinären Begleitprogrammen, verteilt über die ganze Saison, zu sehen sein. Bei der Auftaktveranstaltung „Drei Tage wach“ vom 24. bis 26. Februar 2023 performten drei Künstler*innen 53 Stunden lang und ließen sich dabei durchgehend via Stream beobachten. Gratulation an Martina Fladerer und Sebastian Linz für die perfekte Organisation.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Am Freitag, dem 24. Februar starteten Autor und Komponist Benjamin Blaikner, der Trickfilmzeichner und Medienkünstler Remo Rauscher sowie die Tänzerin und Choreographin Anna Adensamer pünktlich um 16 Uhr ihre Performance im Studio der ARGEkultur. Acht Stationen (Freizeit, Kunst, Sport, Sonne, Arbeit, Freundschaft, Liebe, Garten) mussten bespielt werden, um eine bunte Plastikröhre in Schwingung zu versetzen. Auf einem Bildschirm konnte beobachtet werden, an welcher Station wieder dringend Leistung erbracht werden musste. Am ersten Tag sah das alles noch recht lustig aus, da werden aus Plastikmüll Blumen gebastelt und dann in einem Kinderplantschbecken angepflanzt (Station Garten) oder ans Publikum verschenkt (Station Liebe). Faszinierend, wenn Hirnströme gemessen, ausgedruckt und dann als Bilder an der Wand befestigt werden (Station Kunst).

Eine Computerstimme beobachtet alles und versorgt die Performer*innen mit positiven Sprüchen:

„Gib jedem Tag eine Chance, der schönste deines Lebens zu sein.“
„Das Leben ist wie Mathematik, ist es zu einfach, stimmt etwas nicht.“
„Manchmal bringt uns eine kleine Pause weiter als die größte Anstrengung.“

Auch das Trio motiviert sich ständig und betont die gute Zusammenarbeit: „Ich freue mich über unser gutes Teamwork.“

Um 16.30 Uhr ging es dann hinauf in den großen Saal, der mit Matten, Decken, Polstern und diversen Kuschelschäfchen absolut einladend und sehr gemütlich wirkte. „Read & Eat“ war veganer Milchreis mit Früchten (sehr lecker) und Hafermilch mit Honig (muss nicht sein) in Verbindung mit spannender Lektüre zum Thema des ersten Tages: „Leistung“. „Überwachung“ und „Erschöpfung“ sollten an den kommenden Tagen folgen. Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2020 von Yulia Lokshina „Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ prangerte deutsche Wirtschaftsstrukturen an, in denen Leiharbeiter ausgebeutet werden. Dann waren wir reif für einen hochinteressanten Diskurs zum Thema „Wer leistet hier was – und warum?“. Auf das Yin-Yoga um 21 Uhr habe ich aber verzichtet, das ließ sich auch zu Hause erledigen. Eigentlich wollte ich ja nur noch die Abschlusszeremonie am Sonntag um 20 Uhr besuchen, doch dieser erste Tag war so interessant, dass ich mich am nächsten Tag zu „Read & Eat“ zum Thema „Überwachung“ mit anschließendem Diskurs wieder in der ARGEkultur einfand.

Zu Hause war ich ständig am Streamen und konnte beobachten, dass viele Künstlerkollegen im Studio vorbeischauten. Die Atmosphäre war richtig familiär, Kinder liefen herum, Kaffee und Energiedrinks wurden serviert, nur die Plastikröhre war tabu. Die Salzburger Autorin Anja Bachl hat die Performance drei Tage lang begleitet. Zum Finale übergab sie dem Trio einen Text und nach dem Vorlesen war endgültig Schluss mit dem gewagten Experiment. Martina Fladerer verkündete, dass ein Taxi auf die Künstler*innen warte, und wünschte ihnen eine gute Nacht. Der künstlerische Leiter der ARGEkultur, Sebastian Linz, zeigte sich am Montag sehr zufrieden mit der gelungenen Performance, die vom Publikum so positiv aufgenommen wurde, und bedankte sich bei den Künstler*innen: „Ihr habt Kunst gemacht!“ – DANKE.

„Open Mind Frequently“ – „Drei Tage wach“ – Theater der Mitte – 24. 2. bis 26. 2. 2023 – durational performance mit 53 Stunden Livestream. Kuratiert von Martina Fladerer und Sebastian Linz. Raumgestaltung: Iris Pfeiffer. Performance, Konzept, Bühne: Anna Adensamer, Benjamin Blaikner, Remo Rauscher. Ausstattung: Nora Fankhauser. Dramaturgie: Torsten Hermentin. Öffentlichkeitsarbeit: Veronika Zangl. Foto: ARGEkultur Remo Rauscher

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