Der Zauber der Melodie
Die britische Komponistin klassischer Musik, Pianistin und Geigerin Alma Deutscher (* 2005 in Basingstoke) machte schon als Wunderkind auf sich aufmerksam, begann sie doch mit zwei Jahren Klavier zu spielen, mit drei Jahren kam die Geige dazu. Nun hat sie ihre dritte Oper, ein Auftragswerk des Salzburger Landestheaters, vollendet. Die romantische Komödie, ein Mix aus Singspiel, Musical, Operette und Oper wurde bei der Uraufführung am 4. März 2023 stürmisch gefeiert.

Von Anfang an ist klar, dass Prof. Sir Anthony Swindelle, ein angesehener Komponist, der auf atonale Musik spezialisiert ist, gemeinsam mit seiner Geliebten, der Musikwissenschaftlerin Dr. Theodora Meadows, an das Geld des milliardenschweren Modemoguls Rudolf Kaiser herankommen möchte. Der Plan ist ganz einfach, er heiratet Kaisers Tochter, die entzückende, junge Leonie, und Theodora den steinreichen, alten Witwer. Leonie hat nur ihre Musik im Kopf.

Als Leo verkleidet taucht sie in der Musikakademie auf und freundet sich dort mit dem jungen Jonas an, der wegen eines romantischen Songs von Prof. Swindelle sofort niedergemacht wird. Für ihn, den „Pilger auf der Suche nach der künstlerischen Wahrheit“, ist das banalste Harmonie und nur primitiver Kitsch. Natürlich findet sich der Komponist unwiderstehlich und so baggert er seine Sekretärin, Elisabeth Loos, gnadenlos an.

Im Opernrestaurant L’Octave treffen schließlich alle aufeinander, auch die Marketingexperten der Firma Kaiser, die quirlige Paula Malone und Peter Rottl, der ständig auf der Suche nach dem passenden Jingle für die neue Kollektion ist. In dem Nobelrestaurant kommt so manches ans Licht, der Wirbel ist so groß, dass ein Restaurantkritiker total ignoriert wird. Prof. Swindelles für die Doppelhochzeit komponierter „Walzer für die intellektuelle Elite“ fällt total durch und wird ja nun ohnedies nicht mehr gebraucht. Das neue Liebespaar Leonie und Jonas kann nun Hermann Hesses „Liebeslied“ wohl jeden Tag gemeinsam singen:
Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum,
Die Sonne du und ich der Schnee,
Du bist der Tag und ich der Traum.
Nachts aus meinem schlafenden Mund
Fliegt ein Goldvogel zu dir,
Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt,
Der singt dir das Lied von der Liebe,
Der singt dir das Lied von mir.
Leonie (Julia Sturzlbaum) liebt ihr Klavier so sehr, dass sie sogar darauf schläft. Der junge Gärtner Jonas (Thomas Wegscheider) ist stets mit Gitarre unterwegs und versucht ihr mit seinen romantischen Songs zu imponieren. Anfangs harmonieren sie gar nicht, denn Leonie wünscht sich „Wär ich nur ein Mann!“ und Jonas findet „Sie hat es leicht!“, denn Geld spielt für sie ja keine Rolle.

Prof. Swindelle (George Humphreys) steckt in einem extravaganten Anzug, der hervorragend zu seiner Musik passt, Theodora (sehr temperamentvoll Anne-Fleur Werner) ist ihm eine würdige Partnerin. Ganz entzückend das Buffo-Pärchen Paula Malone (Hazel McBain) und Peter Rottl (Alexander Hüttner). Elisabeth Loos (Bethany Yeaman) hat es als Sekretärin des schleimigen Swindelle wirklich nicht leicht. Rudolf Kaiser (Per Bach Nissen) trauert noch immer um seine verstorbene Gattin. Der Restaurantkritiker (Philipp Schöllhorn) hat einen zwar kurzen, aber um so prägnanteren Auftritt als wütender Steinerner Gast aus Don Giovanni.

Laura Malmberg und Paul Sturminger (Bühne und Kostüme) haben den Chor des Salzburger Landestheaters in extravagante, sehr schräge Kostüme gesteckt, schließlich will es Herr Kaiser nach der Billig-Schiene jetzt mit Haute Couture versuchen. Auch der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor kommt zum Einsatz und wie im Märchen sind sie die Ersten, die unmissverständlich zeigen, wie schrecklich sie Swindelles Katzenmusik finden.
Am Pult des Mozarteumorchesters Salzburg steht erstmals Katharina Wincor. Regisseurin Christina Piegger komplettiert das junge Team rund um die blutjunge Komponistin. In der romantischen, dreieinhalbstündigen Komödie treffen die unterschiedlichsten Stilrichtungen aufeinander, da müsste eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein.
„Des Kaisers neue Walzer“ von Alma Deutscher. Uraufführung. Auftragswerk des Salzburger Landestheaters. Dialoge von Nina Schneider, Guy Deutscher, Alma Deutscher. Liedtexte von Nina Schneider. Musikalische Leitung: Katharina Wincor. Inszenierung: Christina Piegger. Ausstattung: Laura Malmberg, Paul Sturminger. Dramaturgie: Thomas Rufin. Mit: Per Bach Nissen, Julia Sturzlbaum / Laura Incko, Thomas Wegscheider, Anne-Fleur Werner, George Humphreys, Bethany Yeaman, Alexander Hüttner. Hazel McBain, Yevheniy Kapitula, Philipp Schöllhorn, Lalit Worathepnitinan, Mona Akinola / Katrin Heles, Tetiana Dyiu, Rudolf Pscheidl. Manuel Millonigg / Helmut Bogengruber, Diego da Cunha, Chor des Salzburger Landestheaters, Kinderchor Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor, Mozarteumorchester Salzburg. Fotos: SLT/ Tobias Witzgall

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