Autorin: Astrid Miglar
Titel: Die schwarze Gräfin – Geheimnisse an der Eisenstraße
Roman
ISBN: 978-3-7408-2166-1
Verlag: Emons Verlag GmbH
Erschienen: 22.08.2024
Klappentext:
1949, an der Eisenstraße. Magdalena lebt in ärmlichen Verhältnissen und leidet unter den Wutausbrüchen ihres trunksüchtigen Mannes. Doch nach außen hin freundlich beherbergt sie eine dunkle Seele und weiß genau, was sie will: ein Leben voller Luxus und Unabhängigkeit wie das der gerade verstorbenen Ehefrau von Oscar Schneeberg, Erbe einer Hammerherrendynastie. Dafür würde Magdalena sogar über Leichen gehen – auch über die ihres Mannes. Gelingt es ihr, den reichen Industriellen für sich zu gewinnen und zur »Schwarzen Gräfin« aufzusteigen?
Rezension von Anni Lemberger
Magdalena wurde von ihren Eltern im Dezember 1949 im Alter von 29 Jahren mit dem geizigen und alkoholabhängigen Sägewerksbetreiber Gustav „verheiratet“. Die Prognose von Magdalenas Vater, dass er bereits bei gemeinsamen Toilettenbesuchen mit Gustav dessen baldiges Ableben an seinem Urin „erriechen“ könne, sollte sich bewahrheiten. Gustav machte Magdalena bereits nach einem Jahr Ehe wieder zur Witwe. Allerdings war die Todesursache nicht seine Leber, sondern seine erhobene rechte Hand…
„Außer Spesen, nichts gewesen“ – so könnte man die Ehe von Magdalena mit Gustav beschreiben, denn ihre angeheirateten Verwandten brachten sie mit Hilfe eines Richters um ihr Erbe. Sie musste das Haus und den Nachlass von Gustav gegen eine kleine Geldsumme verlassen.
Doch mit viel List und trotz einiger unangenehmer Rückschläge mogelt sich Magdalena ihrem Ziel entgegen: Sie will den reichen Witwer Oskar Schneeberg, Nachkomme einer Hammerherrendynastie, ehelichen. Wird sie ihr Ziel erreichen?
Ein Roman aus dem Gebiet der oberösterreichisch-steirischen Eisenstraße mit pechschwarzen Elementen in der Handlung.
Die Protagonistin Magdalena ist eine Frau ihrer Zeit – zumindest nach außen hin. Sie erscheint als fleißige, sparsame und duldsame Ehefrau, bis sie genug hat von den Schlägen ihres Mannes und ihn im Freien „übernachten“ lässt. Nur dass diese Übernachtung mitten in winterlicher Eiseskälte stattfindet und er sich aufgrund seiner Alkoholisierung im Schnee schlafen legt – und nicht wieder aufwacht. Auch wenn einige Menschen ahnen, dass die brave Witwe nicht ganz unschuldig an ihrem Witwenstand ist, nachweisen kann ihr niemand etwas.
Das Bild, das die Autorin von ihrer Protagonistin zeichnet, ist sehr ambivalent: Magdalena setzt durchaus ihre weiblichen Reize ein, um sich bei Männern Vorteile zu verschaffen. Gleichzeitig wird sie jedoch gerade wegen ihrer weiblichen Rolle diskriminiert, verleumdet und missbraucht. Doch Magdalena lässt sich durch nichts und niemanden von ihrem Weg nach oben abbringen. Auch wenn sie viel einstecken muss, beweist sie eine resolute Verschlagenheit, wobei sie ihr schlechtes Gewissen tief in sich vergräbt. Die meisten ihrer Taten begeht sie im Verborgenen, indem sie Menschen gegeneinander ausspielt.
Es handelt sich um eine fiktive Geschichte mit einem realen historischen Hintergrund. Miglar hat zur Eisenverarbeitung sehr gut recherchiert. Die Bearbeitung des Eisens war eine harte, laute und schwere Arbeit: Während die Bevölkerung Arbeit fand, wurden die Arbeitgeber reich, besonders wenn sie rechtzeitig die Umstellung auf neue Industriezweige in der Moderne vollzogen.
Zudem gibt die Autorin Einblicke in die Rolle der Frau in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Es geht um Scheinmoral und die Rolle der Kirche bei der Unterdrückung der Frau – wobei auch hier oft mehr Schein als Sein herrschte. Denn: Mit der Sittsamkeit so mancher Frau war es hinter verschlossenen Türen und in Abwesenheit des Ehemannes schnell vorbei.
Eine großartige Romansatire, vollgepackt mit bissigem, pechschwarzem Humor. Astrid Miglar ist eine Meisterin darin, menschliche Schwächen sowie kleine oder größere Boshaftigkeiten gekonnt in den Fokus einer begeisterten Leserschaft zu rücken.
Das Cover des Buches ist ansprechend, die Handlung gut nachvollziehbar, spannend und authentisch dargestellt. Der Text ist flüssig geschrieben und leicht lesbar.
Ein besonderer und gelungener Lesegenuss, der die Lesenden in die Handlung hineinzieht und erst am letzten Satz wieder loslässt: „Hoffentlich bemerkt der Teufel erst in vierzig Jahren, dass ich im Himmel bin – dann sind Reklamationen zu einer Überstellung längst verjährt.“ (Angefügt an Magdalenas Nachlass)
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