Beate Maly: Mord im böhmischen Prater

Beate Maly | Foto: Michaela Pink

Beate Maly | Foto: Michaela Pink

Beate Maly: Mord im böhmischen Prater

Autorin: Beate Maly
Titel: Mord im böhmischen Prater
Genre: Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3-7408-2327-6
Verlag: Emons Verlag GmbH
Erschienen: 21.11.2024

Klappentext:

Wien, 1925. Bei schönstem Herbstwetter genießen Anton und Ernestine das bunte Treiben im Böhmischen Prater. Während Anton vor lauter Powidltascherl im Mehlspeishimmel schwelgt, widmet sich Ernestine der Polka.

Doch die beschwingte Stimmung kippt, als Cockerspaniel-Dame Minna einen menschlichen Knochen unter dem Musikpavillon ausgräbt. Ernestine wittert ein Verbrechen – und stößt inmitten von Schaustellern und Besuchern auf gut gehütete Geheimnisse und raffinierte Intrigen.

Anna Lemberger

Rezension von Anna Lemberger

Der pensionierte Apotheker Anton und seine Lebensgefährtin Ernestine, Lateinlehrerin im Ruhestand, genießen mit ihrer Hundedame Minna die letzten schönen Herbsttage im Böhmischen Prater. Als Minna mit einem makabren Fund auftaucht, endet die Schönwetterlaune schlagartig. Sofort sind die beiden Ruheständler in Alarm- und Ermittlungsbereitschaft, was aber Antons Schwiegersohn Erich, Chef der Mordkommission, so gar nicht leiden kann. Als aber weitere Morde im Böhmischen Prater geschehen, können sich Ernestine und Anton nicht länger zurückhalten und schnüffeln auf eigene Faust. Sie stoßen dabei auf ein Netz von Lügen, Rachegelüsten und dunklen Geheimnissen aus der Vergangenheit.

Die beiden Protagonisten sind zwei modern denkende ältere Personen, die in einer verklemmten Gesellschaft den Mut haben, in einer „wilden“ Ehe zusammenzuleben. Mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn setzen sie sich respektvoll für diskriminierte Menschen ein und verurteilen die schlechten Arbeitsbedingungen der Ziegeleilarbeiter am Rand des Böhmischen Praters. Anton und Ernestine scheuen auch nicht davor zurück, der reichen und angesehenen Ziegeleilbesitzerfamilie Henkel auf die Finger zu blicken.

Maly beleuchtet in ihrem Roman die Zwischenkriegszeit in Wien. Es gibt kaum eine Familie, die nicht unter mehr oder weniger schweren Kriegstraumen zu leiden hat. Seien es die Folgen von Verwundungen im Fronteinsatz, die gefallenen Väter und Söhne oder die traumatisierenden Erlebnisse von Ärzten und Krankenschwestern in den Lazaretten. Die Autorin scheut sich auch nicht, die Anfänge eines aufkeimenden Antisemitismus – lange vor den Nationalsozialisten – zu thematisieren, der verdeckt oder auch offen, in den 1920er Jahren bereits traurige Realität war.

Geschickt baut Maly ihre fiktive Handlung in historisch und örtlich reale Gegebenheiten ein und schafft somit einen authentischen und äußerst spannenden Krimi.

Die Einleitung beschreibt ein ergreifendes Szenario aus einem Lazarett mit völlig überforderten Helfern. Mit dieser Dramatik zieht es den Leser förmlich in das Buch hinein, während er gespannt darauf hinliest, der Eingangsschilderung in der Handlung wieder zu begegnen.

Die ohnehin knisternde Spannung steigt gegen Ende noch einmal an und schließt den Kreis zur Einleitung. Der Schluss ist unerwartet und lässt einen nachdenklichen Leser zurück.

Ein sehr gelungener, gut recherchierter und flüssig geschriebener, historischer Kriminalroman aus Wien, für den man Zeit einplanen sollte, denn es ist schwer, das Buch vor der letzten Seite wegzulegen. 


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